Ovarial-Ca

Veränderungstempo stärkt Aussagekraft von CA-125

Versuche, ein Screening auf Ovarialkrebs mithilfe von fixen Schwellenwerten für das Cancer-Antigen 125 (CA-125) aufzuziehen, verliefen bisher enttäuschend. Berücksichtigt man das Veränderungstempo, erhöht sich die Entdeckungsrate.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
Ovarialkarzinome werden meist erst spät diagnostiziert. Lohnt sich ein multimodales Screening?

Ovarialkarzinome werden meist erst spät diagnostiziert. Lohnt sich ein multimodales Screening?

© Springer Verlag

LONDON. Der Tumormarker CA-125 steht durchaus in einer Beziehung zum Wachstum von Ovarialkrebs, insofern er vom Epithel des weiblichen Reproduktionstraktes exprimiert wird.

Allerdings ist er dafür weder besonders sensitiv noch sehr spezifisch. Die Definition fixer Schwellenwerte kämpft mit dem Problem, dass einerseits erhöhte Werte die Erkrankung nicht sicher genug anzeigen und andererseits niedrige Werte einen Tumor nicht zuverlässig ausschließen.

Ein Forscherteam unter Führung von Usha Menon, University College London, hat deshalb untersucht, ob sich mit der Veränderungsgeschwindigkeit der CA-125-Konzentration die Risikokalkulation verbessern lässt - ein Ansatz, wie er etwa vom prostataspezifischen Antigen her bekannt ist (J Clin Oncol 2015; 33(18): 2062-2071).

Dazu bedienten sich die Wissenschaftler der Daten von 46.237 Teilnehmerinnen des United Kingdom Collaborative Trial of Ovarian Cancer Screening.

Screening bei Frauen ab 50 Jahre

Die Frauen im Alter ab 50 Jahren absolvierten ein multimodales Screening, zu dem auch wiederholte CA-125-Messungen gehörten. Mit einem eigens entwickelten, computergestützten Algorithmus (Risk of Ovarian Cancer Algorithm, ROCA) wurden die Risikowerte bestimmt.

ROCA verwendet dafür die CA-125-Kurvenprofile von (späteren) Patientinnen mit Ovarialkrebs und gesunden Frauen, bei denen in früheren Studien der Marker mehrfach gemessen worden war.

Aus der Nähe oder Ferne zu den Kurven wird die Krebswahrscheinlichkeit errechnet. Eine erste CA-125-Messung erfolgte beim Eintritt der Frauen in die Studie.

Anhand des Wertes und des Alters errechneten die Forscher mit ROCA den Risikowert. Bei normalem Risiko (< 1 : 1818) sollten die Frauen in einem Jahr zur erneuten CA-125-Bestimmung erscheinen. War das Risiko intermediär hoch (= 1 : 1818, aber < 1 : 500), kontrollierte man den CA-125-Wert nach zwölf Wochen.

Bei erhöhtem Risiko für ein Ovarialkarzinom (= 1 : 500) wurde die CA-125-Konzentration sechs Wochen später noch einmal gemessen und eine transvaginale Sonographie vorgenommen.

CA-125 plus ROCA-Kalkulation

Im Lauf der Studie kamen für das Screening 296.911 Frauenjahre zusammen. In dieser Zeit entstand für jede Teilnehmerin eine Reihe von CA-125-Werten, aus denen sich die Veränderungsgeschwindigkeit berechnen ließ.

Diese ging in ROCA zur Kalkulation des Krebsrisikos (normal, intermediär oder erhöht) ein. Weiterverfahren wurde dann wie gehabt.

Bei 133 Frauen wurde durch das Screening ein primärer invasiver epithelialer Krebs der Ovarien oder Tuben entdeckt. Hinzu kamen 22 Intervall-Ca, von denen ROCA sogar einen identifiziert hatte; er war aber nach klinischer Abklärung konservativ behandelt worden.

Das Screening erreichte eine Sensitivität von 85,8 Prozent und eine Spezifität von 99,8 Prozent. ROCA allein hätte eine Sensitivität von 87,1 Prozent erzielt. Ein fixer CA-125-Schwellenwert von 35 U/ml hätte nur 41,3 Prozent der Karzinome aufgedeckt, und selbst bei einem Grenzwert von 22 U/ml hätte die Sensitivität nur 66,5 Prozent betragen.

Der Einbezug der Veränderungsgeschwindigkeit von CA-125 ist eine deutliche Verbesserung des Screenings auf Ovarialkrebs.

Der positive Vorhersagewert liegt aber auch dann nur bei knapp 21 Prozent: Würde bei 48 Frauen die Op-Indikation auf der Basis eines positiven Ergebnisses im multimodalen Screening gestellt, fände man bei zehn von ihnen tatsächlich ein Ovarial- oder Tuben-Ca - und bei 38 keinen solchen Tumor.

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