Kohorte

Verringerte Sterblichkeit bei Nachtdialyse

Die Nachtdialyse verbessert einer Kohortenstudie zufolge die Lebenserwartung. Zugleich belegt eine Befragung, dass sich die Lebensqualität der Patienten dadurch deutlich erhöht.

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Dialysegerät: Am Tag ist es einfacher, die Funktion zu überwachen. Nachts könnten automatisierte Kontrollen die Sicherheit erhöhen.

Dialysegerät: Am Tag ist es einfacher, die Funktion zu überwachen. Nachts könnten automatisierte Kontrollen die Sicherheit erhöhen.

© Peter Atkins/ fotolia.com

NEU-ISENBURG. Eine retrospektive Kohortenstudie mit 1150 Nachtdialysepatienten ergab eine um 17 Prozent verminderte Sterblichkeit im Verlauf von vier Jahren im Vergleich zu anderen Dialysepatienten, teilt das KfH Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation e.V. aus Neu-Isenburg mit.

Als Ursache gilt die längere und schonendere Entgiftungs- und Entwässerungsbehandlung - 24 statt 12 Stunden pro Woche. Gestützt wird diese Auffassung durch die bessere Blutdruck- und Stoffwechseleinstellung und eine Umfrage bei Nachtdialysepatienten aus 76 KfH-Nierenzentren. So hatten sie eine geringere Phosphatbelastung und brauchten weniger Tabletten.

Ein Patient versus fünf andere

Genutzt wurden die Methode der propensity scores und konventionelle Überlebensanalysen: Jeder Nachtdialysepatient wurde fünf anderen Dialysepatienten mit identischem Risikoprofil gegenübergestellt. Ermöglicht wurde dieser anerkannte Vergleich durch das langjährige KfH-Qualitätsregister "QiN" (Qualität in der Nephrologie).

Ergänzend erfolgte im Juli und August 2014 eine anonyme Befragung bei rund 500 Nachtdialysepatienten aus dem QiN-Register per Fragebogen. Thema waren die Erwartungen an die Nachtdialyse und inwieweit sie erfüllt wurden.

- Für 31 Prozent stand die Erwartung nach weniger Tabletteneinnahme an erster Stelle, was zu 42 Prozent erfüllt wurde.

- Bei der Erwartung einer höheren Lebensqualität war der Erfüllungsgrad 85 Prozent, hier war besonders ein normaler Tagesablauf und Berufstätigkeit wichtig.

- 76 Prozent der Nachtdialysepatienten empfinden geringere Einschränkungen beim Essen und Trinken, das heißt, sie beurteilen die Dialysediät als liberaler.

Beide Erhebungen wurden bei der 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie am in Berlin vorgestellt. Dort war es möglich, die Erkenntnisse mit anderen internationalen Studien - aus Kananda, USA, Finnland, Türkei und Frankreich - unabhängig zu bewerten.

Hierdurch ließ sich nachweisen, dass die Nachtdialyse bei den Patienten große Vorteile gegenüber den Standardverfahren hat. Die Verbesserungen des statistischen Überlebens erreichen oder überschreiten die kanadischen, französischen, amerikanischen und finnischen Daten.

Die Verbesserung der Behandlungszufriedenheit ist ein wissenschaftlich bisher nicht belegter Befund.

Risiko von Nadelverlust

Beleuchtet wurde in Berlin auch die Behandlungssicherheit. Im Gegensatz zu den am Tag stattfindenden Dialyseverfahren bergen die reduzierten Lichtverhältnisse bei schlafenden Patienten während der Nachtstunden Risiken durch die eingeschränkte Shuntüberwachung.

Um das Risiko eines Nadelverlustes zu reduzieren, müsse daher genau auf die Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen - wie zum Beispiel eine gute Fixierung des Arms und eine entsprechende Einstellung des venösen Druckalarms - geachtet werden.

Apparativ-automatisierte Überwachungsmöglichkeiten zur optischen Bluterkennung seien noch nicht ausreichend untersucht, so die Mitteilung. Doch beinhalten sie mögliche Sicherheitserhöhungen bei zugleich höheren Kosten. Sie seien deshalb noch nicht als Standard für Nachtdialysebehandlungen anzusehen.

Die vom KfH durchgeführten Wirtschaftlichkeitsberechnungen zeigen, dass wegen der höheren Personalintensität die Behandlungen nicht kostendeckend erbracht werden können. Dies habe zur Folge, dass die Nachtdialyse derzeit nur von rund einem Drittel aller KfH-Zentren mit entsprechenden organisatorischen Voraussetzungen angeboten werden kann.

Das KfH prüfe angesichts der vorliegenden Studie und Patientenbefragung intern, ob die Nachtdialyse weiter ausgebaut werden kann. Gleichzeitig soll mit den Partnern der Bundesmantelverträge die Diskussion über eine kostendeckende Vergütung dieser innovativen und patientenorientierten Behandlungsform fortgesetzt werden. (eb)

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