Gastkommentar

Vorsorge: Bange machen gilt nicht!

Von Jürgen Riemann Veröffentlicht:
Professor Jürgen F. Riemann ist Vorstandsvorsitzender der Stiftung LebensBlicke

Professor Jürgen F. Riemann ist Vorstandsvorsitzender der Stiftung LebensBlicke

© Stiftung LebensBlicke

Die Heidelberger Studie "Krebsvorsorgekampagnen können demotivieren" lässt verwundert aufhorchen. Haben wir in den letzten zehn Jahren also alles falsch gemacht?

Organisationen wie die Deutsche Krebshilfe, die Felix Burda Stiftung und die Stiftung LebensBlicke haben durch intensive Öffentlichkeitsarbeit von der Nützlichkeit gesetzlich geregelter Früherkennungsmaßnahmen zu überzeugen versucht. Mit Erfolg: Die Bevölkerung ist zumindest über Darm- und über Brustkrebs außerordentlich gut informiert, belegte eine Allensbach-Umfrage im Auftrag der Stiftung LebensBlicke und ihres Fördervereins 2008.

Eine Nachfolgebefragung in diesem Jahr ergab sogar eine Verstärkung dieses Trends. Auch wird die Darmkrebsvorsorge als hochwirksam eingeschätzt.

Allerdings: Die Teilnahme ist scheinbar enttäuschend. So haben seit 2002 nur etwa 17 Prozent der berechtigten Frauen und 15 Prozent der berechtigten Männer eine Vorsorgekoloskopie machen lassen. Diese Statistik erfasst aber nicht die drei bis vier Millionen zusätzlich ausgegebenen Stuhlbluttests, die Koloskopien wegen Indikationen wie Beschwerden oder Blut im Stuhl oder bei Privatversicherten.

Was also könnte hinter der Botschaft stecken, dass Krebsvorsorgekampagnen demotivieren können? Vielleicht das Studiendesign, denn die Ergebnisse stehen im Widerspruch zur Allensbach-Studie, die einen deutlich höheren Prozentsatz vorsorgewilliger Frauen und Männer aufweist. Vielleicht die "Vorsorgemuffelei" der Männer, die bei Appellen noch stärker abblocken. Möglicherweise würde eine Befragung nur bei Frauen das Gegenteil ergeben.

Schlussfolgerung daraus: Man muss Männer anders ansprechen, um Ihre Vorsorgebereitschaft zu erhöhen. So ist es wahrscheinlich unklug und sogar kontraproduktiv, die geringe Teilnahmerate in den Vordergrund zu stellen. Man sollte eher darauf abheben, was Vorsorge dem Einzelnen bringt, wie stark sie das Krebsrisiko reduziert und wie sinnvoll sie zusammen etwa mit Cholesterin- oder Blutzuckermessung ist.

Untermauern ließe sich das durch Statements prominenter Männer, die an der Darmkrebsfrüherkennung teilgenommen haben (www.lebensblicke.de/Befürworter).

Für all jene, die sich mit öffentlicher Information befassen, unterstreicht die Heidelberger Studie also noch einmal, wie wichtig der Fokus auf eine Zielgruppe ist.

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