Süßstoff & hepatozelluläre Karzinome

WHO stuft Aspartam als „möglicherweise krebserregend“ ein

Einerseits „möglicherweise krebserregend“, andererseits bestätigt die Weltgesundheitsorganisation die bisher als unbedenklich angesehene Tagesdosis von Aspartam. Die Evidenz ist begrenzt.

Veröffentlicht:
Jemand hält Zucker und Süßstoff in den Händen

Doch lieber Zucker statt Süßstoff? Die Weltgesundheitsorganisation hat Aspartam als „möglicherweise krebserregend“ eingestuft – die als unbedenklich angesehene Tagesdosis aber bestätigt.

© adragan / stock.adobe.com

Lyon. Der Süßstoff Aspartam gilt nun als „möglicherweise krebserregend“. Das hat die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgelegt, wie das Science Media Center (SMC) meldet. Die IARC hat ihre Ergebnisse veröffentlicht (The Lancet Oncology 2023; online 14. Juli), die vollständige Bewertung ist für die kommenden Monate angekündigt. Aspartam kommt zum Beispiel in Diät-Softdrinks vor.

Die Agentur ordnet Aspartam der Klassifikation 2B („möglicherweise krebserregend“) zu, da sie „begrenzte Evidenz“ dafür sieht, dass Aspartam beim Menschen zu hepatozellulären Karzinomen führen könnte.

Gesüßte Getränke und Leberkrebsrisiko

Sie beruft sich auf drei Studien, in denen der Zusammenhang zwischen Konsum künstlich gesüßter Getränke und Leberkrebsrisiko untersucht wurde. „Alle drei Studien waren von hoher Qualität und kontrolliert hinsichtlich vieler Störfaktoren“, schreibt das Team um Professor Elio Riboli vom IARC in den Ergebnissen der Agentur.

Lesen sie auch

Die Analysen der Daten ergaben einen positiven nicht eindeutigen Zusammenhang, wie das SMC schreibt. Auch sei die Evidenz aus experimentellen Tierstudien zu möglichen Krankheitsmechanismen begrenzt. Professor Jürgen König von der Universität Wien zitiert das SMC so: „Die IARC sieht im Konsum von künstlich gesüßten Getränken einen Näherungswert (‚proxy‘) für die Aufnahme an Aspartam, dafür gibt es aber meiner Ansicht nach keine Evidenz.“ Die Bewertung stehe auf schwachen Beinen, die IARC weise aber ja selbst auf die begrenzte Evidenz hin.

Auch der WHO-Sachverständigenausschuss für Lebensmittelzusatzstoffe (JECFA) sieht keine überzeugende Evidenz für eine schädliche Wirkung nach der Einnahme von Aspartam. Daher bestätigt er die bisher empfohlene zulässige Tagesdosis von maximal 40 Milligramm Aspartam pro Kilogramm Körpergewicht. Die WHO hat die Ergebnisse des JECFA und der IARC gemeinsam zusammengefasst veröffentlicht. (eb)

Ihr Newsletter zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Wie Zink das Immunsystem stärken kann

© Tondone | AdobeStock

Risikogruppen schützen

Wie Zink das Immunsystem stärken kann

Anzeige | Wörwag Pharma GmbH & CO KG
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: PD-1-Inhibitoren: immunvermittelte Nebenwirkungen

© Springer Medizin Verlag GmbH

Thoraxchirurgie beim nichtkleinzelligen Lungenkarzinom

Wie können neoadjuvante Immuntherapien die Tumorresektion beeinflussen?

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Abb.1: Antikörper-Wirkstoff-Konjugat

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [14, 15]

Nicht kleinzelliges Lungenkarzinom

Effektive Zweitlinienoptionen weiterhin dringend benötigt

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg, und der Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Abb. 1: Wirkmechanismus eines Antikörper-Wirkstoff-Konjugats (ADC) am Beispiel von Trastuzumab deruxtecan

© Springer Medizin Verlag GmbH, (modifiziert nach [10]; original licensed under CC BY 4.0; https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/)

Antikörper-Wirkstoff-Konjugate

Fortschritte bei allen Komponenten

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg, und der Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie vermeiden Sie Regresse in der Wundversorgung, Herr Sommerbrodt?

Lesetipps
Ein Mann hat eine Pille auf dem linken Zeigefinger.

© RFBSIP / stock.adobe.com

Kontrazeption für den Mann

Verhütung? Yes, men can!

Frau auf Hometrainer-Fahrrad

© Manuel / stock.adobe.com

Randomisierte kontrollierte Studie

Herzinsuffizienz: Welchen Einfluss Training wirklich hat

Wie sicher ist die ePA für alle? Diese Frage stellt sich wieder, nachdem der Chaos Computer Club zahlreiche Angriffsszenarien durchgespielt hat.

© Christian Ohde / CHROMORANGE / picture alliance

Chaos Computer Club deckt Sicherheitslücken auf

Erstaunlich: So einfach gelingen Angriffe auf die ePA