Wenn Senioren der Schädel brummt
Übermäßiger Gebrauch von Analgetika ist eine häufige Ursache von Kopfweh bei alten Menschen. Es können aber auch Krebserkrankungen dahinterstecken.
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Oft Kopfweh-Ursache: unerwünschte Arzneiwirkungen.
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BERLIN (gvg). Kopfschmerzen im Alter sind eine Wissenschaft für sich. Generell ist die Wahrscheinlichkeit, dass Kopfschmerzen im Alter Folge einer anderen Erkrankung, also sekundär oder symptomatisch sind, deutlich höher als im jüngeren Erwachsenenalter.
Darauf hat Privatdozentin Dr. Stefanie Förderreuther von der Neurologischen Klinik am Innenstadtklinikum München beim 15. Jahreskongress der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft (IHS) in Berlin hingewiesen.
Je nach Studie sei der Anteil symptomatischer Kopfschmerz-Formen jenseits des 65. Lebensjahrs drei- bis zehnmal höher als vor dieser Altersstufe. Die Indikation zur apparativen Diagnostik sollte im Alter deswegen großzügig gehandhabt werden, so Förderreuther.
Auch an Hirntumore denken
Eine wichtige Ursache symptomatischer Kopfschmerzen im Alter ist ein übermäßiger Gebrauch von Analgetika. Gerade bei Patienten, die viele Medikamente einnähmen, sei auch an unerwünschte Arzneimittelwirkungen zu denken.
All das ist häufiger als Hirntumoren, Hirnblutungen und Subduralhämatome, die bei neu aufgetretenen Kopfschmerzen im Alter natürlich auch in Erwägung gezogen werden müssen.
Unbedingt differenzialdiagnostisch berücksichtigt werden muss ferner die Arteriitis temporalis. Betroffene werden mit Glukokortikoiden behandelt, um eine Erblindung zu verhindern.
Pilotstudie an einem Münchner Seniorenheim
Mit Unterstützung der Deutschen Migräne- und Kopfschmerz-Gesellschaft (DMKG) will Förderreuther an einem Münchener Seniorenheim jetzt eine Pilotstudie starten, in der systematisch Daten zur Epidemiologie und Therapie von Kopfschmerzen im Alter zusammengetragen werden sollen.
Dabei soll auch geklärt werden, wie sich bei Menschen mit primären Kopfschmerzen die Symptomatik im Laufe der Jahre verändert. Ziel sei es, die Münchener Erhebung in einem zweiten Schritt auch auf andere Regionen Deutschlands auszuweiten, um endlich validere Daten zu bekommen, so Förderreuther.