Neue Daten zeigen
Wiederbelebung ist ein Knochenbrecher
Brüche von Rippen und Brustbein sind bei einer Herzmassage viel häufiger als angenommen, zeigt jetzt eine Studie. Das ist aber nicht unbedingt eine schlechte Nachricht.
Veröffentlicht:LJUBLJANA. Verletzungen des knöchernen Thorax sind bekannt, seit Kompressionen des Brustkorbs für Wiederbelebungsversuche nach Herzstillstand eingesetzt werden.
Bisherige Schätzungen zu Frakturen während der kardiopulmonalen Reanimation gingen davon aus, dass mindestens jeder dritte Patient einen oder mehrere Rippenbrüche und etwa jeder fünfte eine Sternumfraktur erleidet.
Die Vorgaben wurden verschärft
Allerdings stammen die meisten der Zahlen, deren sich diese Taxierungen bedienten, aus der Zeit vor der Jahrtausendwende. Damals waren Kompressionsraten von 60-80 / min und eine Kompressionstiefe von 4-5 cm üblich.
Inzwischen sind aber die Leitlinien des European Resuscitation Council (ERC) mehrfach geändert worden, als Kompressionsrate werden inzwischen 100-120 / min und als Kompressionstiefe 5-6 cm empfohlen. Es liegt daher nahe, anzunehmen, dass diese Verschärfung auch die Frakturrate beeinflusst hat.
Studie mit 2148 Patienten
Slowenische Wissenschaftler um den Forensiker Eduard Kralj haben diese Vermutung im Zuge einer Studie bestätigt (Resuscitation 2015, online 11. März).
Sie analysierten die Autopsiedaten von 2148 erwachsenen Patienten, bei denen nach nicht traumatisch bedingtem Herzstillstand eine externe Wiederbelebung mit Herzdruckmassage versucht worden war.
Knöcherne Verletzungen des Thorax wiesen 86 Prozent der Männer und 91 Prozent der Frauen auf. Ein gebrochenes Brustbein hatten 59 Prozent der Männer und 79 Prozent der Frauen, Rippenfrakturen waren bei 77 Prozent der Männer und 85 Prozent der Frauen nachweisbar.
Eine sternokostale Trennung ergab die Obduktion bei 33 Prozent der Männer und 12 Prozent der Frauen.
Sternokostale Läsionen
Im Durchschnitt erlitten Männer wie Frauen knapp elf Verletzungen des Thoraxskeletts. Die Zahl nahm mit dem Alter zu, von rund fünf bei den 18- bis 29-Jährigen bis circa zwölf bei den über 90-Jährigen. Einen Einfluss zeigten auch die Änderungen in den ERC-Leitlinien.
Die Erhöhung des Verhältnisses Kompression / Beatmung von 15 : 2 auf 30 : 2 im Jahr 2005 steigerte die Zahl der Verletzungen um durchschnittlich 2,1. Und mit im Schnitt 0,86 zusätzlichen sternokostalen Läsionen schlug die veränderte Kompressionstiefe (5-6 cm) und -frequenz (100-120 / min) ab dem Jahr 2010 zu Buche.
Kompression nicht mehr als 6 cm
Allerdings waren auch nach 2010 nur relativ wenige signifikante iatrogene Schädigungen wie etwa Leber- oder Milzrupturen festzustellen, die Quote lag unter 2 Prozent und wich damit nicht in statistisch relevanter Weise von den Werten vor 2010 ab.
"Das Bemühen, die Effektivität von Reanimationsmaßnahmen zu verbessern, haben deren Sicherheit bis dato offenbar nicht eingeschränkt", schreiben Kralj und Kollegen.
Allerdings sei darauf zu achten, den Brustkorb bei der Kompression nicht mehr als 6 cm tief einzudrücken.
Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Knochenjob Reanimation