Brasilien

Zika-Infektion: Kinder bleiben unterentwickelt

Die ersten Kinder, die nach einer Zika-Infektion der Mutter mit Mikrozephalie geboren wurden, kommen ins Kleinkindalter. Viele von ihnen sind in ihrer Entwicklung wohl weit zurückgeblieben.

Anne BäurleVon Anne Bäurle Veröffentlicht:
Kleinkind mit Mikrozephalie.

Kleinkind mit Mikrozephalie.

© Diego Herculano / NurPhoto / pic

NEU-ISENBURG. Rund 3000 Kinder sind seit dem Zika-Ausbruch in Brasilien im Jahr 2015 mit Mikrozephalie geboren worden. Einig sind sich Experten, dass eine Infektion der Mutter mit dem Zika-Virus (ZIKV) die Schädelfehlbildung des Kindes auslösen kann. Nun kommen die ersten dieser Babys ins Kleinkindalter – Grund genug für Wissenschaftler der US-Seuchenbehörde CDC, sich ihren Entwicklungsstand genauer anzusehen.

Gemeinsam mit dem brasilianischen Gesundheitsministerium untersuchten die Forscher um Dr. Georgina Peacock neunzehn Kinder im Alter zwischen 19 und 24 Monaten aus dem Bundesstaat Paraíba im Norden Brasiliens, die mit Mikrozephalie zur Welt gekommen waren und deren Mütter sich nachweislich mit ZIKV infiziert hatten. In den Fokus nahmen die Wissenschaftler 15 Kinder, die besonders schwer beeinträchtigt waren: Die Babys hatten bei ihrer Geburt Kopfumfänge, die mehr als drei Standardabweichungen (SD) unter der Norm lagen.

Das Erschreckende: Alle 15 Kleinkinder befanden sich vom Entwicklungsstand her unter dem Niveau eines sechsmonatigen Säuglings, wie das CDC berichtet. Sie litten alle an schweren motorischen Beeinträchtigungen, auf 14 von ihnen träfen die Symptome einer infantilen Zerebralparese zu. Fast alle Kinder konnten nicht richtig Sehen und Hören, viele litten zudem unter epileptischen Anfällen. Acht der 15 Kinder hätten zudem erst kürzlich in einer Klinik behandelt werden müssen, meist wegen einer Bronchitis oder einer Pneumonie, berichtet das CDC. Mehr als die Hälfte der Kinder hatte Probleme bei der Nahrungsaufnahme und dem Schlucken – auch das potenziell lebensbedrohlich.

Unklar ist, wie viele der rund 3000 Kinder mit Mikrozephalie ähnlich schwere Schäden haben wie die Kinder in der CDC-Studie. Doch die Untersuchung lässt vermuten, dass es einige Hundert sein könnten. "Diese Kinder und ihre Familien werden für eine lange Zeit medizinische und soziale Unterstützung benötigen", schreibt das CDC.

Zwar nehme die Zahl der Babys mit Fehlbildungen wegen der steigenden Immunität in der Bevölkerung mittlerweile ab – die Langzeitfolgen für das Gesundheitssystem aber seien noch längst nicht abzusehen.

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