Bei Leitlinien nicht immer unabhängig?
Ärzte und Firmen am Pranger
Sind Arzneiempfehlungen in Leitlinien nicht immer unabhängig getroffen? Das insinuiert das "Handelsblatt". Unternehmen betonen die Transparenz.
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Haben sich Ärzte bei der Erstellung von Leitlinien durch finanzielle Verquickung mit bestimmten Pharmaunternehmen bei der Auswahl der zu empfehlenden Medikamente beeinflussen lassen? Darüber spekulierte die Tageszeitung "Handelsblatt" in ihrer Donnerstagsausgabe.
So hätten Bayer, Boehringer-Ingelheim sowie Pfizer/BristolMyersSquibb nach der Empfehlung der Wirkstoffe Rivaroxaban, Dabigatran und Apixaban in einer Leitlinie angeblich einen massiven Verordnungsanstieg bei Xarelto®, Pradaxa® respektive Eliquis® erfahren. Mutmaßlich handelt es sich um die unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie und der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft erstellten S3-Leitlinie "Sekundärprophylaxe ischämischer Schlaganfall und transitorische ischämische Attacke".
Alle drei insinuierten Unternehmen weisen - wie auch der Verband forschender Arzneimittelhersteller (vfa) - auf Nachfrage der "Ärzte Zeitung" darauf hin, bei der Zusammenarbeit mit Ärzten die Einhaltung der geltenden Rechtsvorschriften und den FSA-Kodex "Freiwillige Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie e.V." einzuhalten.
"Dazu gehört beispielsweise, dass bei der Zusammenarbeit der Grundsatz der ärztlichen Unabhängigkeit berücksichtigt wird", so Bayer. "Wir halten die Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Wissenschaftlern und forschenden Pharmaunternehmen für legitim und notwendig für den medizinischen Fortschritt", äußert sich Pfizer.
"Leider zeichnet der Artikel ein sehr einseitiges und negatives Bild", kommentiert Boehringer-Ingelheim. Neben den Vorgaben "ist Transparenz bei der Zusammenarbeit ein wesentliches Element. Sie ermöglicht eine umfassende Nachvollziehbarkeit der Kooperationen, trägt damit entscheidend zu deren Verständnis bei und hilft bereits den Anschein von Interessenkonflikten im Ansatz zu vermeiden", betont der vfa. (maw)