Umstrittene Tierversuche

Antrag auf Fortsetzung der Primatenversuche in Bremen abgelehnt

Seit Jahren gibt es Auseinandersetzungen um die Versuche des Verhaltensforschers Andreas Kreiter an Makaken. Jetzt hat das Gesundheitsressort eine Fortsetzung abgelehnt. Das muss aber noch nicht das Ende sein.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:

Bremen. Das Bremer Ressort für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz hat den Neuantrag des Bremer Verhaltensforschers Professor Andreas Kreiter auf die Fortsetzung seiner Versuche an Primaten am Dienstag in Bremen abgelehnt. Die Belastung der Versuchstiere sei nicht durch den angestrebten Erkenntnisgewinn zu vertreten, hieß es. Das Vorhaben sei damit „ethisch nicht vertretbar“, teilte die Behörde mit. Sie kategorisierte das Leiden der Makaken damit als „schwer“ im Sinne der Europäischen Tierschutzrichtlinie.

Kreiters Antrag lief auf die Fortsetzung der Forschung an der „raumzeitlichen Dynamik kognitiver Prozesse des Säugetiergehirns“. Allerdings sieht die Gesundheitsbehörde nicht, dass ein hinreichender Erkenntnisgewinn zu erwarten sei, der das Leiden der Tiere rechtfertigen würde. Die Behörde vermisst den absehbaren klinischen Anwendungsnutzen von Kreiters Forschung.

Behörde hatte mehrere Gutachten in Auftrag gegeben

Die Behörde verwies darauf, dass die Affen bereits seit Jahren in der Versuchsreihe eingesetzt würden und in dieser Zeit auch dauerhaft ihren Folgen ausgesetzt worden seien. Zu den Versuchen gehören auch regelmäßiger Wasserentzug, Fixierung auf einem Versuchsstuhl und Kopf-OPs, um die Messgeräte zu fixieren.

Das Leiden der Tiere sei kaum zu ermessen, weil sie ihre Schmerzen verbergen, um ihren Rang in der Hackordnung der Gruppe nicht zu verlieren, erklärte die Bremer Behörde. Sie hatte mehrere Gutachten in Auftrag gegeben.

Die Initiative Ärzte gegen Tierversuche begrüßte am Dienstag die Entscheidung. „Die Entscheidung der Bremer Behörde, trotz eines möglicherweise folgenden Rechtsstreits den Antrag abzulehnen, ist eine Leuchtturm-Entscheidung, die einen hohen Einfluss auf die rechtliche und wissenschaftliche Einordnung der grausamen Affenhirnforschung insgesamt haben wird“, so Dipl. Biol. Silke Strittmatter, wissenschaftliche Referentin von Ärzte gegen Tierversuche.

Der Forscher hat noch juristische Optionen

Bereits 2008 hatte die Bremer Gesundheitsbehörde die Versuche an den Makaken abgelehnt. Im nachfolgenden Rechtstreit vor dem Bundesverwaltungsgericht entschieden die Richter für die Forschung - das Leiden der Tiere sei als „mäßig“ einzustufen, hieß es seinerzeit.

Die erneute Entscheidung des Bremer Gesundheitsressorts bedeutet aber nicht, dass Kreiter seine Versuche automatisch aufgeben muss. Seine bisherige Genehmigung läuft noch bis Ende November 2023. Bis dahin kann er gegen die Ressortentscheidung rechtliche Mittel für ein Eilverfahren eingelegt haben, was die Versuche vorläufig verlängern würde. Endgültig entschieden wäre die Sache aber auch dann nicht. Sondern erst ein Hauptsacheverfahren könnte den Schlusspunkt unter die Sache setzen. Welchen Weg Kreiter wählt, ist unklar. Der Forscher war am Dienstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. (cben)

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