Rheinland

Apotheker sitzen auf ganz viel Grippe-Impfstoff

Apotheken, die zu viel Influenza-Vakzine bestellt haben, fürchten jetzt, auf den Kosten sitzen zu bleiben. Der Apothekenverband Nordrhein fordert, das finanzielle Risiko nicht allein den Apothekern aufzubürden..

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Zu viel Impfstoff bestellt? Im Herbst noch gab es einen Nachfrageüberhang nach Grippeimpfstoff. Als die Nachlieferung kam, hatte sich der Bedarf angesichts der niedrigen Grippewelle schon verflüchtigt.

Zu viel Impfstoff bestellt? Im Herbst noch gab es einen Nachfrageüberhang nach Grippeimpfstoff. Als die Nachlieferung kam, hatte sich der Bedarf angesichts der niedrigen Grippewelle schon verflüchtigt.

© Thomas Brugger / stock.adobe.com

Düsseldorf. Bei der Bevorratung mit Grippeimpfstoffen darf das finanzielle Risiko nicht allein bei den Apotheken liegen, findet der Apothekerverband Nordrhein. „Das Risiko muss von Krankenkassen, Politik und Impfstoffherstellern mitgetragen werden“, sagt der Verbandsvorsitzende Thomas Preis.

Nach einer Blitzumfrage unter den Verbandsmitgliedern lagern bei rund 80 Prozent der Apotheken im Rheinland zurzeit noch Grippeimpfstoffe im Wert von insgesamt 1,2 Millionen Euro. Ihnen drohe in wenigen Wochen der Verfall.

An der Umfrage von Ende Januar hatten sich 300 Apotheken beteiligt, das sind rund 15 Prozent der Mitglieder. Hochgerechnet auf die gesamte Republik würden laut dem Apothekerverband Nordrhein bundesweit rund eine Million Impfdosen im Wert von 10 Millionen Euro in den Offizinen lagern.

Im Herbst 2020 gab es eine Debatte darüber, ob die zur Verfügung stehende Menge an Grippeimpfstoff ausreichen würde – mit unterschiedlichen Einschätzungen der Experten. Im Oktober hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn darauf aufmerksam gemacht, dass so viele Impfstoffdosen gegen Grippe vorbestellt waren wie noch nie zuvor.

Impfsaison gegen Influenza startete früh

Angesichts der Corona-Pandemie haben sich in diesem Jahr viele Menschen besonders früh gegen Grippe impfen lassen, und zwar schon ab Ende September, berichtet Preis. Um die erwarteten Nachbestellungen aus den Arztpraxen bedienen und die Versorgung von Privatpatienten sicherstellen zu können, hätten die Apotheken Vorräte angelegt.

Zwar seien im Herbst Lieferungen aus der nationalen Impfstoffreserve des Bundes angekündigt worden, sie seien aber zu spät, teilweise erst Anfang Dezember angekommen. „Zu diesem Zeitpunkt gab es seitens der Ärzte aber keinen Bedarf mehr.“

Menge wurde um 30 Prozent gesteigert

Insgesamt haben nach Angaben von Preis im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr 30 Prozent mehr Impfstoffe zur Verfügung gestanden. Die Tatsache, dass die Apotheker auf eigene Kosten Impfstoffe gekauft haben, ist für ihn ein Beleg dafür, dass sie ihren öffentlichen Versorgungsauftrag ernst nehmen.

Dafür dürften sie nicht bestraft werden, findet Preis. „Vielfach wird der Ertrag, den die Apotheker mit den Impfstoffen erzielen, durch die Vernichtung der übrig gebliebenen Impfstoffe aufgezehrt“, kritisiert er.

Für die Zukunft müsse für derartige Probleme eine Lösung gefunden werden. „Wir werden jetzt in Gespräche mit den Krankenkassen eintreten“, kündigt der Verbandschef an. (iss)

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