Milliardenprojekt
Cottbus plant neue Medizinausbildung
1200 Studienplätze und 80 Professuren: Eine Expertenkommission hat jetzt die Planungen für die medizinische Fakultät Cottbus vorgelegt. Bei der Finanzierung gibt es allerdings noch einige offene Fragen.
Veröffentlicht:Potsdam. Die Planungen sind wenigstens ambitioniert: Bis zum Jahr 2035 soll an der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) in Cottbus eine medizinische Fakultät neu errichtet werden.
1200 Studienplätze sollen dort entstehen, 1600 Mitarbeiterstellen und 80 Professuren neu geschaffen werden. Das kündigten Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) und der frühere Chef der Berliner Charité, Professor Karl Max Einhäupl, am Dienstag in Potsdam an.
Carl-Thiem-Klinikum soll Uniklinik werden
Einhäupl war Vorsitzender einer zehnköpfigen Expertenkommission, die seit September im Auftrag von Schüle Empfehlungen für den Aufbau der Universitätsmedizin erarbeiten sollte. Am Dienstag übergab er den finalen, 173 Seiten umfassenden Bericht der Kommission an Woidke und Schüle.
Darin identifizieren die Experten vor allem die Themen „Gesundheitssystemforschung“ und „Digitalisierung des Gesundheitswesens“ als Schwerpunkte eines künftigen „Innovationszentrums Universitätsmedizin Cottbus“: „Was uns fehlt, ist eine systematische Erforschung der Gesundheitssysteme“, sagte Einhäupl – und nannte in diesem Zusammenhang auch die durch neue Innovationen stetig steigenden Medizinkosten.
Etabliert werden solle auch weitere Forschung zur Digitalisierung des Gesundheitswesens. So solle etwa ein Simulationszentrum entwickelt werden, wo Studierende und Ärzte am simulierten Patienten üben können. Das Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum solle zu einer Uniklinik werden, die als Landeskrankenhaus betrieben werden soll.
Bei Fragen nach der Finanzierung bleibt die Ministerin vage
Schmallippig wurden alle Beteiligten indes, als es um die Finanzierung des Projekts ging. Bis 2038 rechnet man mit Kosten von 1,9 Milliarden Euro, die weitgehend aus Bundeszuschüssen nach dem Kohleausstiegsgesetz bestritten werden sollen. Damit soll der Aufbau der neuen Fakultät finanziert werden.
Für die Finanzierung des weiteren Betriebs der neuen Hochschule hoffe man auch auf Bundesmittel nach Artikel 91b des Grundgesetzes. Dafür wäre aber die Zustimmung sämtlicher Bundesländer erforderlich, räumte Schüle ein. „Wir sind aufgerufen, pfiffig genug zu sein, um uns auch um alle anderen zur Verfügung stehenden Geldmittel zu bemühen.“
Genaue Zahlen, wie teuer die neue Fakultät das Land am Ende zu stehen kommen könnte, nannte die Ministerin nicht.
Woidke rechnet mit 1000 neuen Arbeitsplätzen
Nicht in die neue Fakultät einbezogen werden soll im Übrigen die bestehende Medizinische Hochschule Brandenburg mit ihren Standorten in Neuruppin und Brandenburg (Havel): „Die MHB hat ihre Eigenständigkeit und ein eigenes Profil erreicht“, sagte Schüle. „Sie tut aber gut daran, sich nicht in Abgrenzung zu einem neuen Projekt in der Lausitz zu definieren.“
Für die Unimedizin in Cottbus könne die MHB Kooperationspartner sein, eine organisatorische Anbindung indes werde es nicht geben. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sieht das Projekt jedenfalls auf einem guten Weg. „Wir schaffen damit viele neue Chancen“, sagte Woidke.
Man werde in Cottbus deutlich mehr als 1000 neue Arbeitsplätze schaffen. „Wir wollen von der Kohleregion zur Gesundheitsregion gehen – und ich bin mir sicher, dass wir hiermit auf einem richtigen Weg sind.“