Bayern

Hausarzt Quitterer bleibt Präsident der Bayerischen Landesärztekammer

Die Delegierten der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) bestätigen in einer Kampfabstimmung den 66-Jährigen Niederbayern Dr. Gerald Quitterer für weitere fünf Jahre im Amt ihres Präsidenten.

Michaela SchneiderVon Michaela Schneider Veröffentlicht: | aktualisiert:
Wiedergewählt: Der neue Präsident der Bayerischen Landesärztekammer ist der alte – Dr. Gerald Quitterer. (Archivbild)

Wiedergewählt: Der neue Präsident der Bayerischen Landesärztekammer ist der alte – Dr. Gerald Quitterer. (Archivbild)

© Guido Kirchner / dpa

München. Es brauchte nur einen Urnengang, bis feststand: Der Eggenfeldener Hausarzt Dr. Gerald Quitterer bleibt für weitere fünf Jahre Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK). 89 Delegierte hatten bei der konstituierenden Sitzung für den 66-Jährigen votiert.

Gegenkandidaten waren die beiden bisherigen Vizepräsidenten Chirurg Dr. Andreas Botzlar sowie HNO-Arzt Dr. Bernhard Junge-Hülsing und überdies der Internist Dr. Florian Schuch. Auf Botzlar entfielen 54 Stimmen, auf Junge-Hülsing und Schuch jeweils zehn Stimmen. Das geht aus einer Pressemeldung der BLÄK hervor.

Mehr Neulinge, höherer Frauenanteil

Im MOC – Event Center Messe München hatten die 180 Delegierten der BLÄK in ihrer konstituierenden Vollversammlung ein neues Präsidium zu wählen. Die Ärztekammer organisiert als Selbstverwaltungsorgan wichtige Fragen der Berufsausübung von rund 92.000 Ärzten in Bayern.

„Mehr ‚Neulinge‘, deutlich höherer Frauenanteil und niedrigeres Durchschnittsalter“: So hatte die Pressestelle der BLÄK die Strukturdaten der Delegierten nach der Wahl im Dezember beschrieben, die seit diesem Wochenende den Bayerischen Ärztetag bilden.

Botzlar und Lessel komplettieren Präsidium

Als Vizepräsident wird Quitterer erneut der 55-jährige Dr. Andreas Botzlar, Facharzt für Chirurgie, zur Seite stehen. Der gebürtige Passauer, Vater dreier Kinder, arbeitet seit 2010 an der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Murnau, seit 2011 als Oberarzt. Er engagiert sich überdies auch als Bundes-Vizechef der Ärztegewerkschaft Marburger Bund.

Als Gegenkandidatin war Dr. Marlene Lessel, Fachärztin für Pathologie und Innere Medizin aus Kaufbeuren-Ravensburg angetreten. Botzlar erhielt 100, Lessel 63 Stimmen.

Die 65-Jährige wird das BLÄK-Präsidium nun als zweite Vizepräsidentin komplettieren, Gegenkandidaten gab es beim dritten Urnengang keine. Damit ist im dreiköpfigen Team wieder eine Frau vertreten, dies war in der vergangenen Legislaturperiode nicht der Fall.

Lessel arbeitet seit 1999 als niedergelassene Pathologin in einer Gemeinschaftspraxis für Pathologie in Kaufbeuren im Ostallgäu. Berufspolitisch engagierte sie sich bislang eher auf regionaler Ebene: Seit 2004 ist sie Vorsitzende des Ärztlichen Kreisverbands Ostallgäu.

„Sektorenverbindend statt sektorenübergreifend“

Der alte und neue Präsident Quitterer beschrieb in seiner Wahlrede sein Verständnis von einer gemeinsamer Interessensvertretung für Bayerns Ärzteschaft laut BLÄK-Mitteilung als „sektorenverbindend statt sektorenübergreifend“. Trotz unterschiedlicher Versorgungsaufgaben stelle man eine Profession dar und werde sich nicht auseinanderdividieren lassen.

Er forderte faire Arbeitsbedingungen in den Kliniken, eine Landarztquote für Fachärzte und eine wirksame Förderung der Niederlassung.

Schon im Vorfeld der Wahl wurde der Allgemeinmediziner nicht müde zu betonen, sich für den Erhalt der Freiberuflichkeit der Ärzte einsetzen zu wollen als Grundvoraussetzung für ein vertrauensvolles Arzt-Patienten-Verhältnis.

Quitterers Credo: Studium auch ohne Einser-Abitur

Und Quitterers Credo: Verpflichteten sich Nachwuchsmediziner, eine Haus- oder Facharztpraxis auf dem Land zu übernehmen, müsse ein Studium auch ohne Einser-Abitur möglich sein. Ein weiteres Steckenpferd des Allgemeinmediziners: Bundesweit brauche es zusätzliche 6000 Medizinstudienplätze.

Im Vorfeld der Wahl hatte er im Interview mit dem Bayerischen Hausärzteverband betont: „Es kann nicht sein, dass jungen Kolleginnen und Kollegen ins Ausland gehen müssen, weil sich bei uns der Staat einen schlanken Fuß macht und nicht für die notwendigen Studienplätze sorgt.“

Stärker in den Blick nehmen wolle die Ärztekammer überdies die Gesundheit von Kindern, kündigt Quitterer – selbst Vater von vier erwachsenen Kinder – an. Hier sieht er die Politik in der Pflicht und will ein Schulfach Gesundheit ins Gespräch bringen.

Seit Jahrzehnten berufspolitisch aktiv

Der Niederbayer ist berufspolitisch in Bayern seit deutlich mehr als drei Jahrzehnten engagiert – in der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB), im Hausärzteverband und der Landesärztekammer. Vor 37 Jahren ließ er sich mit eigener Praxis in seiner Geburtsstadt Eggenfelden nieder. 2010 hatte er Bayerns Hausärzte zum Ausstieg aus dem Kassenarztsystem aufgerufen. 2019 war er zur Wahl zum Präsidenten der Bundesärztekammer angetreten, konnte sich jedoch bei drei Gegenkandidaten nicht durchsetzen. Im dritten Wahlgang schaffte es stattdessen der Bielefelder Allgemeinmediziner Dr. Klaus Reinhardt an die Spitze der Bundesärztekammer.

Medizin studiert hat Quitterer seinerzeit an der LMU in München. Neben der Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin erwarb er die Zusatzqualifikationen Notarzt/Arzt im Rettungsdienst, Akkupunktur und Reisemedizin (DTG).

Das Vorstandsteam im Überblick

In den Vorstand der BLÄK, der aus dem Präsidenten, den beiden Vizepräsidenten und den Vorsitzenden der acht ärztlichen Bezirksverbände (ÄBV) besteht, wurden überdies sechs weitere Mitglieder aus der Mitte der Delegierten gewählt. Die Delegierten votierten für den Allgemeinmediziner Dr. Hans-Erich Singer aus dem mittelfränkischen Mitteleschenbach, für die Bayreuther Radiologin und Notfallmedizinerin Dr. Melanie Rubenbauer-Bayerlein, für die Münchner Frauenärztin Dr. Ariane Kunstein, für den Augsburger Anästhesisten Dr. Florian Gerheuser, für die Traunsteiner Fachärztin für Innere Medizin Dr. Melanie Kretschmar und für den Regensburger Kinder- und Jugendmediziner Guido Judex.

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