Versorgungsbericht der KVBW

Fast 1.100 freie Arztsitze in Baden-Württemberg

Der Versorgungsbericht der KV Baden-Württemberg zeichnet ein prekäres Bild der Situation bei Hausärzten. Doch ausgerechnet dort, wo Unterversorgung bereits eingetreten ist, scheint Besserung in Sicht.

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Stuttgart. In Baden-Württemberg sind über 1.000 Arztsitze gegenwärtig nicht besetzt. Nimmt man einen Versorgungsgrad von 110 Prozent zum Maßstab, dann fehlen landesweit allein 927 Hausärztinnen und Hausärzte, heißt es im neuen Versorgungsbericht der KV Baden-Württemberg.

Zum Vergleich: Im Jahr 2019 betrug die Zahl der offenen Hausarztsitze noch 620 – ein Anstieg von 50 Prozent binnen vier Jahren. Die KVBW bezeichnet diese Entwicklung im Versorgungsbericht als „dramatisch“.

Bei Fachärzten hat die Zahl der freien Sitze im gleichen Zeitraum von 104 auf 137,5 zugenommen, ein Plus von 32 Prozent. Bei Psychotherapeuten beträgt der Zuwachs zwölf Prozent. Insgesamt beläuft sich die Zahl freier Arztsitze in Baden-Württemberg zum Stichtag 21. Juni auf 1.091,5.

Nach den Hausärzten verzeichnen diese Fachgruppen die meisten unbesetzten Sitze: Kinder- und Jugendpsychotherapeuten (38), Psychotherapeuten (23,5), 22,5 Kinderärzte, jeweils 15 HNO-Ärzte und Neurologen, elf Dermatologen und neun Rheumatologen. Verschärft wird der Trend nach Angaben der KVBW durch die steigende Teilzeitquote, die Anfang dieses Jahres 32 Prozent betrug.

92 Planungsbereiche konkurrieren um Nachwuchs

Laut Versorgungsbericht sind von den landesweit 103 hausärztlichen Mittelbereichen aktuell nur elf für die Niederlassung gesperrt. 92 Planungsbereiche „konkurrieren um den hausärztlichen Nachwuchs“, heißt es dazu. In 19 dieser Bereiche beträgt der Versorgungsgrad bereits weniger als 85 Prozent – eine Entwicklung bis hin zur Unterversorgung (unter 75 Prozent) ist somit nicht mehr weit.

Ein Lichtblick zeigt sich ausgerechnet dort, wo die Unterversorgung bereits offiziell festgestellt worden ist: im Planungsbereich „Schwäbischer Wald“ im Ostalbkreis wurde im vergangenen Oktober ein Versorgungsgrad von nur noch 48 Prozent festgestellt. Rund 35.000 Einwohner werden dort nur noch von zwölf Hausärzten versorgt.

Aussicht auf mehrere angestellte Ärzte für unterversorgten Bereich

Mittlerweile hat sich die Versorgungslage geringfügig gebessert, berichtete KVBW-Vorstandsvize Dr. Doris Reinhardt bei der Vertreterversammlung am Mittwoch in Stuttgart. Im Vergleich zum Frühjahr konnte die Zahl der Hausärzte dort inzwischen auf 13 erhöht werden. Um wieder auf einen Versorgungsgrad von über 75 Prozent zu kommen, seien 4,75 zusätzliche Versorgungsaufträge nötig, berichtete sie.

Im Juli konnten zwei Anstellungen von Ärzten realisiert werden, drei weitere Anstellungsverhältnisse seien zeitnah geplant. Anfang kommenden Jahres sei dann die Neugründung einer Berufsausübungsgemeinschaft (BAG) mit zwei Ärzten vorgesehen.

Insgesamt bestehe die Hoffnung, Ärzte im Umfang von 5,75 Versorgungsaufträgen für den Planungsbezirk zu gewinnen – dadurch könnte der Mittelbereich die Zone der Unterversorgung wieder verlassen. Im Juni betrug der Versorgungsgrad indes noch rund 53 Prozent. Unterdessen haben die verbliebenen zwölf Ärzte alle Sicherstellungszuschläge erhalten, die sich im ersten Quartal dieses Jahres auf 42.500 Euro addiert haben, teilte Reinhardt mit. (fst)

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