Hochwasser 2021

Gigantische Flut-Schäden in Kliniken und Heimen

Bundessozialminister Heil und SPD-Gesundheitspolitiker Lauterbach haben das Hochwasser-geschädigte Klinikum Leverkusen besucht. Nicht nur die Gebäudeschäden belasten das städtische Krankenhaus.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach und Bundessozialminister Heil informierten sich über die Hochwasserschäden im Klinikum Leverkusen.

SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach und Bundessozialminister Heil informierten sich über die Hochwasserschäden im Klinikum Leverkusen.

© Ilse Schlingensiepen

Leverkusen. Beim Wiederaufbau nach Katastrophen wie dem verheerenden Hochwasser Mitte Juli dürfen die erheblichen Schäden nicht außer Blick geraten, die an der sozialen Infrastruktur entstanden sind. Darauf hat Bundessozialminister Hubertus Heil (SPD) bei einem Besuch des Klinikums Leverkusen aufmerksam gemacht.

Er verwies auf Krankenhäuser, Pflegeheime oder Einrichtungen der Eingliederungshilfe. „Auch hier geht es um gigantische Summen, die nur zum Teil durch Versicherungen gedeckt sind“, sagte Heil vor Journalisten.

Das städtische Klinikum Leverkusen war durch das Hochwasser teilweise überflutet worden, alle Patienten mussten evakuiert werden. Die Schäden belaufen sich nach einer ersten Schätzung auf rund 40 Millionen Euro, davon sind 15 Millionen Euro durch Versicherungen gedeckt.

„Die Stadt Leverkusen kann die Kosten nicht allein tragen“, betonte Heil. Hier müsse der Fonds für die Flutopfer greifen. Wichtig sei auch, dass die Hilfe schnell fließt. „Sie brauchen feste Zusagen“, sagte er an die Adresse der Klinikmanager.

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Erst Corona, dann Hochwasser

Der Minister lobte den Einsatz der Krankenhausmitarbeiter und der Rettungsdienste bei der Evakuierung der Patienten. Niemand ist im Klinikum durch das Hochwasser zu Schaden gekommen.

„Hier ist viel geleistet worden“, bestätigte der SPD-Gesundheitsexperte Professor Karl Lauterbach, der in Leverkusen und Köln-Mülheim seinen Wahlkreis hat. „Erst 18 Monate Versorgung unter Corona-Bedingungen und dann die Bewältigung eines Hochwassers, wie wir es noch nie gesehen haben.“

Lauterbach verwies darauf, dass dem Krankenhaus nicht nur durch die Zerstörung von Gebäuden und Geräten hohe Verluste entstehen, sondern auch durch den Ausfall von Einnahmen. Zwar konnte das Haus nach sechs Tagen wieder den Betrieb aufnehmen, aber mit geringeren Kapazitäten.

„Wir sind für alle Leistungen wieder voll funktionsfähig, aber in reduzierter Anzahl“, sagte der Ärztliche Leiter, Professor Utz Krug. Aktuell sind 515 der 740 Betten verfügbar.

Strukturvoraussetzungen nicht mehr gegeben

Das bringe das Klinikum Leverkusen in Schwierigkeiten, sagte Lauterbach. „Es werden Ausfälle entstehen, weil das Haus gewisse Strukturvoraussetzungen nicht mehr erfüllen kann.“ Das gelte beispielsweise für personelle Mindestvorgaben, die nicht erreicht werden können. Es fehlt zurzeit ein Hybrid-OP, der Voraussetzung für die Abrechnung intensivmedizinischer Leistungen ist. „In den DRG sind Ausfälle durch höhere Gewalt nicht vorgesehen“, betonte er.

Seine Befürchtung: „Das Haus wird in den nächsten Jahren erhebliche Probleme haben, den vorgegebenen Standard zu erfüllen.“ Gemeinsam mit dem Finanzchef habe er bereits nach einer Lösung gesucht, berichtete Lauterbach. Es zeichne sich eine rechtliche Lösung ab, um dem Klinikum die Abrechnung zu ermöglichen. Dafür müssten die Kassen ins Boot geholt werden. Einzelheiten nannte er nicht.

Nach Angaben von Andreas Weiß, Leiter des Geschäftsbereichs Controlling, Finanzen und Qualitätsmanagement des Klinikums, entfallen von den 25 Millionen Euro an Schäden, die nicht von Versicherern getragen werden, 19 Millionen Euro auf den nötigen Wiederaufbau. „Sechs Millionen Euro gehen auf das Konto der Betriebskosten.“

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Hilfe benachbarter Krankenhäuser

Zu der schnellen Bewältigung der akuten Krise haben nach seinen Angaben nicht nur der Einsatz des Personals und die Unterstützung durch die Rettungsdienste beigetragen, sondern auch die Krankenhäuser, die Patienten aufgenommen haben. Bei der Evakuierung wurden 510 Patienten auf 59 andere Häuser verteilt. „Man hört allenthalben von der Konkurrenz unter Krankenhäusern, aber hier wurden Engagement und Hilfsbereitschaft gezeigt“, betonte Weiß.

Die Unterstützung durch andere Häuser bestand aber nicht allein in der schnellen Übernahme von Patienten. Das Klinikum Dormagen hat einen Raum für die Herstellung parenteraler Ernährung zur Verfügung gestellt, die für die Versorgung von Frühchen benötigt wird, berichtete er.

Im Krankenhaus Köln-Merheim konnten die Leverkusener Zytostatika herstellen, die Uniklinik Köln hat für die Leverkusener Kollegen die OP-Instrumente sterilisiert.

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