Hilfsangebot

Neue Hotline für Long-COVID- und Post-Vac-Betroffene

Viele Menschen denken inzwischen kaum noch an die Corona-Pandemie zurück. Das gilt nicht für diejenigen, denen immer noch gesundheitliche Folgen zu schaffen machen. Jetzt gibt es ein neues Hilfsangebot.

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Andreas Philippi (SPD, M), Gesundheitsminister von Niedersachsen, hält ein Schild mit der Telefonnummer der Beratungsstelle in den Händen. Daneben sitzen Nils Schneider (l), Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin an der MHH und Jürgen Peter (r), Vorstandsvorsitzender der AOK Niedersachsen.

Andreas Philippi (SPD, M), Gesundheitsminister von Niedersachsen, hält ein Schild mit der Telefonnummer der Beratungsstelle in den Händen. Daneben sitzen Nils Schneider (l), Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin an der MHH und Jürgen Peter (r), Vorstandsvorsitzender der AOK Niedersachsen.

© Michael Matthey/dpa

Hannover. Eine neue Hotline informiert über Hilfsangebote für Menschen, die unter Spätfolgen einer Corona-Infektion oder Corona-Impfung leiden. Die niedersächsische Landesregierung hat das Beratungsangebot gemeinsam mit der Krankenkasse AOK Niedersachsen eingerichtet. „Für viele Menschen hält nach einer überstandenen COVID-19-Infektion der Leidensweg leider weiter an“, sagte Landesgesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) am Montag in Hannover.

Anrufen können Long-COVID- und Post-Vac-Betroffene sowie deren Angehörige oder Arbeitgeber. Die Impfung habe Todesfälle verhindert und ganz entscheidend zum Ende der Pandemie beigetragen, sagte der Minister. „Leider haben aber einige Menschen nach der Impfung mit längerfristigen Nebenwirkungen zu tun.“ Dies seien aber weit weniger Betroffene als nach einer überstandenen Corona-Infektion.

Speziell geschulte Berater

Ab Dienstag, 1. August, ist die neue Hotline unter der Telefonnummer +49 511 120 2900 montags bis freitags in der Zeit von 10.00 bis 14.00 Uhr erreichbar. Die speziell geschulten Beraterinnen und Berater der AOK Niedersachsen unterstützen die Patienten dabei, die richtigen Ansprechpartner zu finden, sind aber selbst keine Ärzte. Es handelt sich laut Ministerium deshalb nicht um eine medizinische Beratung oder Diagnosestellung.

Den Angaben zufolge gibt es in Niedersachsen etwa 200.000 bis 400.000 Betroffene von Long COVID beziehungsweise Post COVID. Typische Symptome sind laut Minister Philippi Konzentrationsstörungen, chronische körperliche und geistige Erschöpfung bis hin zur sogenannten Fatigue, aber auch Gelenk- und Muskelschmerzen. Post Vac ist noch nicht als eigenständiges Krankheitsbild anerkannt. Die Symptome sind den Post-COVID-Symptomen ähnlich. Der Landesregierung zufolge sind bundesweit etwa 1.600 Post-Vac-Patienten gemeldet, davon rund 400 aus Niedersachsen.

700 Long-COVID-Patienten sind noch krank geschrieben

Die AOK Niedersachsen hat die Krankschreibungen ihrer Versicherten in Bezug auf Long beziehungsweise Post COVID seit 2021 bis heute ausgewertet. Von 1,2 Millionen Versicherten, die einen Anspruch auf Krankengeld hatten, waren etwa 13.500 mit der Diagnose Long COVID krankgeschrieben. Dies entspreche etwa zwei Prozent aller Corona-Infizierten in Niedersachsen, sagte Jürgen Peter, Vorstandsvorsitzender der AOK Niedersachsen.

95 Prozent der zwischenzeitlich krankgeschriebenen Long-COVID-Patienten seien wieder arbeitsfähig. Für die aktuell 700 immer noch krankgeschriebenen Patienten sei eine gute Steuerung entscheidend - vom Hausarzt bis zur Spezialambulanz.

Mit einer virtuellen COVID-Rehabilitationsklinik will die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) vom 1. September an Hausarztpraxen bei der Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Long COVID und Post COVID unterstützen. „Es ist ein unglaublich kompliziertes Krankheitsbild“, sagte Nils Schneider, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin an der MHH.

Beschwerden unterschiedlich stark ausgeprägt

Einige Patienten hätten beispielsweise nur leichte Konzentrationsstörungen, die mit Geduld nach Wochen und manchmal Monaten von selber verschwinden. „Einige Patienten sind schwerst betroffen und massiv aus dem Leben gerissen.“ Schneider berichtete von einer jungen, aktiven Frau, die wegen Long COVID nicht einmal mehr ihre E-Mails beantworten könnte. „Wir müssen die Krankheit ganzheitlich verstehen“, sagte der Allgemeinmediziner. Es gebe körperliche, psychische und soziale Faktoren. Eine Begleitung durch Psychotherapie könne hilfreich sein. (dpa)

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Kommentare
Dr. Horst Grünwoldt 01.08.202312:03 Uhr

Welche Kriterien definieren unsere Gesundheits-Experten für eine überstandene a) "Coronainfektion" und b) eine überstandene "Covid-19- Infektionskrankheit" in dem Bezugsartikel der "Hannoverschen Hotline zu Longcovid"? - - - Oder machen die weiterhin keinen differentialdiagnostischen Unterschied zwischen a) und b) ?? . . .
(ich unterscheide als Hygieniker infektio-epidemiologisch nach wievor fundamental zwischen beiden in folgender Weise:
bei den Fällen von a) hat es sich alleine um positive (symptomlose) Sars- Antigenabstriche ohne Covid-19 Anamnese gehandelt. Und die hatten in ihrer Menge zur Bevölkerungszahl von ü 80 Millionen nicht einmal epidemisch-seuchenhaftes Ausmaß!
Bei den Fällen von b) müßten die "Covid-19-Kliniker" neben dem bloßen Sars-Antigennachweis durch Virologenabstriche von den oberen Atemwegen (sinnvollerweise nicht von der Nasenschleimhaut, sondern stets vom lymphatischen Rachenring!), tatsächlich eine überstandene neue, schwere Form einer sog. "Covid-19-Pneumonie" nach systemisch-virämischer Verbreitung eines spezifischen Infektionserregers "Sars-CoV2" anamnestisch festgestellt und in den Krankenakten dokumentiert haben! (Ausschließlich diese Fälle dürften ein diffuses Krankheitsbild vom Typ "Longcovid" oder "Postcovid" aufgrund schwerer, durchgemachter hypoxischer Zustände kausal erklären; ohne dass die Patienten schon vorm pos. Sars-Abstrich chronische Atemnot und Herzschwäche aufgrund Bewegungsmangel und Übergewicht aktenkundig gemacht haben, die zum latenten "Fatigue" (franz. Müdigkeits-) Syndrom geführt haben.
(inzwischen ist ja epidemiologisch in unserer Gesellschaft auffällig geworden, dass nahezu jeder Zweite -ob Jung oder alt- an aquiriertem Übergewicht leidet; und die Fettleibigen diätetische, phsyiotherapeutische resp. Rehamaßnahmen benötigen)
Dr. med. vet. Horst Grünwoldt, Rostock

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