Ärzte warnen

Omikron-Welle in NRW: „Es wird Einschränkungen geben“

Der Chef der Ärztekammer Westfalen-Lippe und der Direktor der Münsteraner Uniklinik stimmen die Bevölkerung in NRW angesichts der anrollenden Omikron-Welle auf Einschnitte in der Versorgung ein. Doch es gibt auch gute Nachrichten.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Eine Intensivfachpflegerin betreut einen COVID-19-Patienten. Die Verweildauern in den Kliniken bei Patienten, die mit der Omikron-Variante infiziert sind, ist mit drei bis fünf Tagen deutlich niedriger als bei der Delta-Variante.

Eine Intensivfachpflegerin betreut einen COVID-19-Patienten. Die Verweildauern in den Kliniken bei Patienten, die mit der Omikron-Variante infiziert sind, ist mit drei bis fünf Tagen deutlich niedriger als bei der Delta-Variante.

© Christoph Soeder/dpa

Münster. Impfzentren bleiben notwendig, um die Corona-Impfungen in den Praxen der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte zu flankieren, betont der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Dr. Hans-Albert Gehle.

„Wenn wir einen neuen Impfstoff haben und in möglichst kurzer Zeit viele Menschen impfen müssen, brauchen wir die niedrigschwelligen Impfangebote“, sagte Gehle am Freitag in einem gemeinsamen virtuellen Pressegespräch mit dem neuen Ärztlichen Direktor der Uniklinik Münster, Professor Alexander Friedrich.

Man werde sich noch eine Zeit lang an immer wieder neue Herausforderungen durch die Pandemie anpassen müssen, prognostizierte Gehle. Das müsse auch den Menschen klar gemacht werden. „Die Bevölkerung muss wissen, dass wir in einer Pandemie sind und auch noch eine Weile bleiben werden.“ Dass es dabei immer wieder neue Erkenntnisse gibt, dürfe nicht zu einer Verunsicherung führen.

In Nordrhein-Westfalen gebe es wegen der hohen Impfrate bislang weniger schwere Erkrankungen als in anderen Regionen, sagte er. „Wir haben bisher kaum geboosterte Schwerstkranke gesehen. Diejenigen, die uns unter der Hand wegsterben, sind ungeimpft“, berichtete der Intensivmediziner.

Lesen sie auch

Verweildauer in Kliniken bei Omikron deutlich geringer

Nach bisherigen Erkenntnissen seien die Verweildauern in Kliniken bei Patienten, die mit der Omikron-Variante infiziert sind, mit drei bis fünf Tagen deutlich niedriger als bei der Delta-Variante mit sieben bis zehn Tagen.

Dennoch werde es auch in der aktuellen Welle zu einer starken Belastung der Krankenhäuser und der Praxen kommen – wegen der deutlich steigenden Zahl an Infizierten, aber auch zunehmenden Infektions- und Quarantänefällen bei den Beschäftigten. „Wir haben Pläne, dass Personal in den Praxen und Kliniken umgeschichtet wird, aber wir werden deutliche Einschränkungen haben.“

Auch Klinikchef Friedrich warnte vor einer Zunahme der Patienten auf der einen Seite und einer Abnahme des Personals auf der anderen. „Obwohl wir ein robustes System haben, kann es unter Druck kommen.“ Darauf müsse man sich gut vorbereiten.

„Laboratorien sind systemrelevant“

Der Virologe, Mikrobiologe und Infektionsepidemiologe hält eine vierte Impfung auf jeden Fall für gefährdete Menschen und für Mitarbeiter im Gesundheitswesen für notwendig. „Die größte Herausforderung ist, die richtigen Menschen im richtigen Moment innerhalb von vier Wochen impfen zu können.“

Ein Grund für den Mangel an Testkapazitäten angesichts der sich rasant ausbreitenden Omikron-Variante ist nach seiner Einschätzung die mangelnde Planungssicherheit für die Laboratorien. Die Verfügbarkeit der Diagnostika am Markt sei nicht das Problem.

Wenn sie die notwendigen Materialien und das notwendige Personal vorhalten, müssten die Labore die Gewissheit haben, dass das auch bezahlt wird, betonte Friedrich. „Laboratorien sind wie Krankenhäuser und Praxen systemrelevant.“

Sie würden zum Schutz der Bevölkerung benötigt.

Friedrich plädierte dafür, den im Gesundheitswesen Tätigen wieder „Raum zum Atmen“ zu geben. Sie könnten nicht die Corona-Pandemie und gleichzeitig alle bisherigen Aufgaben im normalen Takt bewältigen, sagte er. „Sonst werden die Menschen mit den Füßen abstimmen und in andere Bereiche gehen.“

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Kommentar zum Pneumo-Impfstoffregress

Die (späte) Einsicht der Krankenkassen

Das könnte Sie auch interessieren
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Für Menschen ab 60 Jahren sind die Impfungen gegen Influenza, Corona, Pneumokokken und Herpes zoster (beide nicht im Bild) Standard-Impfungen. Für Menschen ab 75 Jahren kommt die RSV-Impfung hinzu.

© angellodeco / stock.adobe.com

Respiratorisches Synzytial Virus

STIKO: Alle Menschen ab 75 gegen RSV impfen!

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
In der Klinik Königshof in Krefeld werden Menschen mit psychischen Erkrankungen behandelt. Die digitale Terminvergabe über Doctolib senkt eine Hemmschwelle: Es fällt leichter, mit wenigen Klicks einen Termin zu buchen, als im direkten Gespräch am Telefon.

© St. Augustinus Gruppe

Unternehmensstrategie für Krankenhäuser

Patientenportal stärkt die Reichweite der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung von Krankenhäusern

Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Vielversprechende Ergebnisse

Neue Strategie zur Tuberkulose-Früherkennung

DGK-Jahrestagung

Präzisionsmedizin: Die Kardiologie ist auf dem Weg

Lesetipps
Dreidimensionale medizinische Illustration von Nierenkrebs, die das Vorhandensein eines Tumors in der Niere zeigt.

© Crystal light / stock.adobe.com

Hinweis aus Registerstudie

Welchen Einfluss NSAR auf das Nierenkrebs-Risiko haben

Eine Frau greift sich mit beiden Händen um den Nacken.

© fizkes / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Leitlinien-Update

Polymyalgia rheumatica: Aktualisierte Empfehlungen sind online

Eine Ärztin tastet den Hals einer Frau zur Diagnose von Schilddrüsenerkrankungen und Hypothyreose ab.

© Peakstock / stock.adobe.com

US-Review

Wie mit latenter Hypothyreose bei älteren Patienten umgehen?