KV Nordrhein
Rasche Akuttherapie bei Depressionen
Ein Projekt in Nordrhein zur koordinierten Versorgung von psychisch Erkrankten stößt auf Resonanz. Die KV appelliert an weitere Kassen, sich zu beteiligen.
Veröffentlicht:DÜSSELDORF. Der Vorsitzende der KV Nordrhein (KVNo) Dr. Frank Bergmann appelliert an die Krankenkassen, sich an dem Projekt zur neurologisch-psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgung (NPPV) zu beteiligen. "Die Vorzüge einer strukturierten und koordinierten Versorgung sollten möglichst viele Patienten und Praxen wahrnehmen können", sagte Bergmann anlässlich der gut einjährigen Amtszeit der KVNo-Führung vor Journalisten in Düsseldorf.
Das mit knapp 13 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds geförderte NPPV-Projekt zielt darauf ab, bei Patienten mit schweren neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen die Akutversorgung zu beschleunigen und die Chronifizierung zu vermeiden. Zentrale Bestandteile sind das abgestimmte Vorgehen aller Beteiligten und die Begleitung der Patienten durch einen Bezugsarzt oder -therapeuten.
Im Dezember 2017 hat die Einschreibung der Patienten begonnen. Ihre Zahl liegt zurzeit bei rund 300, 90 Behandler nehmen teil. Patienten mit einer Depression bilden mit Abstand die größte Gruppe. Die ersten Rückmeldungen seien positiv, berichtete der Neurologe und Psychiater Bergmann.
"Das Angebot trifft offenbar den Nerv der Behandler und der Patienten." Bislang beteiligen sich die AOK Rheinland/Hamburg und der BKK-Landesverband Nordwest an der NPPV. Von weiteren Kassen gibt es noch keine Signale.
Anders sieht das aus bei den neuen Versorgungsstärkungsverträgen der KVNo, die bislang mit der AOK Rheinland/Hamburg, der DAK, der KKH und der TK geschlossen wurden. Weitere Kassen werden beitreten, kündigte Bergmann an.
Verschiede Module eingeführt
"Diese Verträge stärken die haus- und die fachärztliche Grundversorgung, wobei multimorbide Patienten im Fokus stehen", betonte KVNo-Vize Dr. Carsten König. Sie würden nicht nur mehr Geld in die Praxen bringen – insgesamt mehr als 30 Millionen Euro – sondern in erster Linie die ambulante Versorgung verbessern.
Dabei setzen die KVNo und die Kassen auf verschiedene Module wie die Prüfung der Medikation oder die Versorgung von Patienten in Pflegeheimen. Geplant sind nach Angaben von Hausarzt König auch Module zum Monitoring von diabetischen Begleiterkrankungen und zur Telemedizin.
Gerade in ländlichen Regionen verspricht er sich viel von der Zusammenarbeit zwischen Hausärzten und Fachärzten über telemedizinische Konsile. "Wenn man den Kollegen klare Module zur Verfügung stellt und sie bittet, Patienten einzuschreiben, verbessert sich die Versorgung", sagte König.
Trotz einigen Unmuts über den zusätzlichen bürokratischen Aufwand bei der Umsetzung der Verträge sei das Interesse der KVNo-Mitglieder groß, sagte König. "Schon in der ersten Januarhälfte haben sich mehr als 1000 Mitglieder für die Teilnahme entschieden."