Angebot sinkt
Weniger Hausbesuche: Hausärzteverband Rheinland-Pfalz ist besorgt
Immer mehr Ärzte machen keine Hausbesuche mehr, sagt der Hausärzteverband Rheinland-Pfalz. Schuld an diesem Abwärtstrend seien Landesregierung, Kommunen und Krankenkassen.
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Der Hausärzteverband Rheinland-Pfalz ist alarmiert wegen eines Abwärtstrends bei Hausbesuchen.
© Robert Kneschke / Zoonar / picture alliance
Koblenz. Der Hausärzteverband Rheinland-Pfalz sorgt sich wegen zunehmender Belastung der Praxen um die Versorgungssituation mit Hausbesuchen. Seniorinnen und Senioren sowie Schwerstkranke, die wegen ihrer Gebrechlichkeit keine Hausarztpraxis mehr aufsuchen könnten, verdienten genauso viel Fürsorge, Aufmerksamkeit und medizinische Versorgung wie jeder andere Mensch, heißt es in einer Mitteilung des Verbandsvorstandes.
Die Verantwortlichen für den Abwärtstrend bei Hausbesuchen sieht der Hausärzteverband in der Landesregierung, in den Kommunen wie auch bei den Krankenkassen. Den Kassen halten die Verbandsoberen um die Landesvorsitzende Dr. Barbara Römer vor, „dieses wertvolle Versorgungsangebot seit Jahren auf Ramschniveau“ zu vergüten.
Bessere Versorgung gefordert
Patientenschützer: Viele Ärzte zu Hausbesuchen nicht mehr bereit
So liege das Honorar für einen ärztlichen Hausbesuch im Jahr 2023 bei 24,36 Euro. Selbst der Taxitransport immobiler Patientinnen und Patienten von und zur Praxis verursache höhere Kosten. Auch eine Vergütung nicht-ärztlichen Personals wie der Physician Assistants, das für Hausbesuche eingesetzt werde, sei im GKV-System bis heute nicht vorgesehen. Eine Versorgungsassistentin (NäPa) erhalte 19 Euro für einen Hausbesuch.
Masterplan Medizinstudium umsetzen
Die Landesregierung sieht der Verband im Boot, zunächst für ausreichend Ärzte und Ärztinnen im Land zu sorgen, um das Angebot an Hausbesuchen aufrecht halten zu können. Bereits 62 Prozent der Hausärztinnen und Hausärzte in Rheinland-Pfalz seien älter als 60 Jahre. Weil der Nachwuchs häufig in Teilzeit arbeiten wollle, brauche es für einen ausscheidenden Praxisinhaber daher in der Regel 1,8 Nachfolger, um den bisherigen Leistungsumfang aufrecht erhalten zu können. Deshalb müsse der Masterplan Medizinstudium 2020 mit beispielsweise mehr Praxisbezug, mehr Fokus auf die Allgemeinmedizin und Landarztquote dringend umgesetzt werden.
Die Kommunen ruft der Verband auf, wegen zunehmend wegbrechender Familienstrukturen und Berufstätigkeit der Angehörigen vor allem im ländlichen Raum neue Mobilitätskonzepte wie Bürgerbusse zu entwickeln. Denn: Hausbesuche könnten niemals durch digitale Versorgungskonzepte ersetzt werden, lediglich unterstützen. (bar)