Studie mit überraschendem Ergebnis

Die „Flucht aus der Pflege“ findet in Baden-Württemberg nicht statt

Ein Monitoring-Bericht zur Situation der Pflege in Baden-Württemberg verdeutlicht: Die große Mehrzahl der Beschäftigten verbleibt lange im Job.

Veröffentlicht:

Stuttgart. Entgegen vielfacher Behauptungen existiert zumindest in Baden-Württemberg keine „Flucht“ aus den Pflegeberufen. Das ergibt es aus dem Bericht „Monitoring Pflegeberufe in Baden-Württemberg 2022“.

Die Studie im Auftrag des Sozialministeriums kommt zu teils überraschenden Ergebnissen: „Der vielbeschworene ‚Pflexit‘ findet in den Daten ebenso wenig eine Grundlage wie die Behauptung, die meisten Pflegekräfte verließen bereits nach kurzer Zeit frustriert ihren Beruf“, kommentiert Landesgesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) die Untersuchung.

Für Abschätzungen zum Berufsverbleib von Pflegekräften haben die Wissenschaftler auf Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA) zurückgegriffen. Demnach waren – Stand Juni 2021 – Beschäftigte in der Gesundheits- und (Kinder-)Krankenpflege im Median 223 Monate im Beruf. Damit war die Hälfte dieser Gruppe seit 18,6 Jahren oder sogar noch länger im Beruf. Für insgesamt rund 74 Prozent aller dieser Beschäftigten geben die Forscher die Erwerbszeit im Beruf mit zehn Jahren oder länger an.

„Hinweise auf eine kurze Verweildauer in der pflegerischen Tätigkeit finden sich demnach nicht“, konstatieren die Wissenschaftler des in Freiburg ansässigen Instituts AGP Sozialforschung sowie des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung (DIP).

Altenpflegekräfte: Im Median mehr als 15 Jahre im Job

Vergleichbar sind die Ergebnisse in der Altenpflege: Dort sind nach Zahlen der BA 72,5 Prozent zehn Jahre oder länger sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Der Median der Beschäftigung betrug im Juni 2021 knapp 183 Monate und damit 15,2 Jahre.

So erfreulich diese Zahlen zur Berufsdemografie sind, so erwartbar spiegeln sich diese in der Altersverteilung wider. Demnach gehören im Südwesten fast 36 Prozent der Beschäftigten in der Gesundheits- und (Kinder-)Krankenpflege und knapp 31 Prozent der in der Altenpflege Tätigen zur Gruppe der über 50-Jährigen.

Die Ausbildungskapazitäten für künftige Pflegekräfte, mahnen die Autoren, müssten entsprechend darauf ausgelegt sein, um den großen Anteil langjährig Beschäftigter in absehbarer Zeit ersetzen zu können. (fst)

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Kommentare
Hans Christoph 15.03.202317:59 Uhr

Die Ergebnisse der Studie lassen insgesamt vermuten, die Bevölkerung wurde, falls diese Ergebnisse repräsentativ für ganz Deutschland sein sollten, hinters Licht geführt - wie so oft in den letzten Jahren. Ein Ergebnis lässt jedoch aufhorchen: Die Altersstrukturen....

Letztendlich wird eben der massive Personalmangel im gesamten Gesundheitsbereich ausschließlich durch Einführung des Sozialen Jahres für alle Schulabgänger / innen, in der Folge der Wiedereinführung der Wehrpflicht, weiterhelfen.

Es ist in keinster Weise einsehbar: im Sinne des Solidarprinzips, das für alle Bürger/ innen gilt, gesamtgesellschaftlich dringliche Aufgaben ausschließlich auf die mittlere / ältere Generation zu verlagern. Schluss damit. Jetzt, jetzt..

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