Julian Assange

Ärzte bangen um das Leben von Wikileaks-Gründer

Ärzte fordern, dass Wikileaks-Gründer Assange vom Hochsicherheitsgefängnis in ein Krankenhaus verlegt wird – sie sehen sein Leben durch „psychologische Folter“ in Gefahr.

Von Denise Sternberg Veröffentlicht:
Für die Freilassung des Wikileaks-Gründers Julian Assange wird vor dem Brandenburger Tor in Berlin am 27.11.2019 demonstriert. Assange sitzt in London im Gefängnis und zeigt laut UN-Sonderberichterstatter Anzeichen von „psychologischer Folter“.

Für die Freilassung des Wikileaks-Gründers Julian Assange wird vor dem Brandenburger Tor in Berlin am 27.11.2019 demonstriert. Assange sitzt in London im Gefängnis und zeigt laut UN-Sonderberichterstatter Anzeichen von „psychologischer Folter“.

© Jörg Carstensen/dpa

London. Mehr als 60 Ärzte haben britischen Medienberichten zufolge dringend eine medizinische Behandlung von Wikileaks-Gründer Julian Assange gefordert. Der 48-Jährige, der derzeit in Großbritannien im Gefängnis sitzt, müsse eilig ins Krankenhaus, sonst könne er in Haft sterben, heißt es in einem Brief an die britische Innenministerin Priti Patel, aus dem unter anderem die Nachrichtenagentur PA zitierte. Deutsche Politiker forderten die Bundesregierung auf, Initiative für Assange zu ergreifen. In Berlin gab es am Dienstag eine Demonstration für Assanges Freilassung, an der auch dessen Vater John Shipton teilnahm.

Die Ärzte sorgen sich sowohl um die körperliche als auch die psychische Verfassung Assanges. Im Gefängnis habe sich sein Gesundheitszustand rapide verschlechtert. „Sollte die dringende Untersuchung und Behandlung nicht erfolgen, haben wir, auf Grundlage der derzeit verfügbaren Erkenntnisse, die dringende Sorge, dass Herr Assange im Gefängnis sterben könnte“, zitieren britische Medien aus dem Brief, den laut „Guardian“ unter anderem Ärzte aus Großbritannien, Australien, Deutschland und Schweden unterzeichnet haben. „Wir dürfen keine Zeit verlieren“, heißt es.

Die Ärzte stützen ihre Bewertung demnach auf Augenzeugenberichte über einen Auftritt Assanges im Oktober vor einem Londoner Gericht sowie auf einen Bericht des UN-Sonderberichterstatters für Folter, Nils Melzer. Dieser hatte gesagt, Assange zeige typische Anzeichen von „psychologischer Folter“.

„Es ist eine Schande für die gesamte westliche Welt“

Die Linken-Abgeordnete Sevim Dagdelen forderte Außenminister Heiko Maas (SPD) auf, sich bei der britischen Regierung für eine Verlegung Assanges ins Krankenhaus einzusetzen. Die Bundesregierung müsse die Initiative ergreifen, um sein Leben zu schützen. „Es ist eine Schande für die gesamte westliche Welt, dass Julian Assange in einem britischen Hochsicherheitsgefängnis offenbar zu Tode gequält werden soll“, erklärte Dagdelen.

Am 25. Februar beginnt die Verhandlung zu einem Auslieferungsantrag der US-Justiz. Diese wirft Assange vor, der Whistleblowerin Chelsea Manning geholfen zu haben, geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan zu veröffentlichen. Bei einer Verurteilung in allen 18 Anklagepunkten drohen ihm bis zu 175 Jahre Haft.

Seit April sitzt Assange im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh im Osten Londons, nachdem ihm das Asyl in der ecuadorianischen Botschaft entzogen worden war. Er hatte sich dort jahrelang verschanzt, um einer Auslieferung an Schweden zu entgehen. Dort wurde wegen Vergewaltigung gegen ihn ermittelt. Die schwedische Staatsanwaltschaft hat inzwischen aber die Ermittlungen eingestellt. (dpa)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Mediensucht, Depressionen, HPV-Impfung

DAK baut Vorsorgeangebot in Kinder- und Jugendarztpraxen aus

Aktuelle Umfrage

Patienten vertrauen offiziellen Seiten

Kooperation | In Kooperation mit: AOK-Bundesverband
Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tipps für die Praxis

So entwickeln Sie Ihre Arztpraxis strategisch weiter

Lesetipps
Bald nicht nur im Test oder in Showpraxen: Auf einem Bildschirm in der E-Health-Showpraxis der KV Berlin ist eine ePA dargestellt (Archivbild). Nun soll sie bald überall zu sehen sein auf den Bildschirmen in Praxen in ganz Deutschland.

© Jens Kalaene / picture alliance / dpa

Leitartikel

Bundesweiter ePA-Roll-out: Reif für die E-Patientenakte für alle

Husten und symbolische Amplitude, die die Lautstärke darstellt.

© Michaela Illian

S2k-Leitlinie

Husten – was tun, wenn er bleibt?

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung