Corona-Impfstoffe

„Ärzte ohne Grenzen“ kritisieren „Impfstoffnationalismus“!

Aus Anlass der COVAX-Geberkonferenz fordern die „Ärzte ohne Grenzen“, dass der Corona-Impfstoff weltweit solidarisch verteilt wird. In vielen ärmeren Ländern sei bisher nicht mal das Gesundheitspersonal vollständig geimpft.

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Wegen Lieferengpässen fehlen in ärmeren Ländern in den kommenden drei Monaten 211 Millionen Impfstoffdosen. Nicht einmal das Klinikpersonal konnte bisher vollständig geimpft werden.

Wegen Lieferengpässen fehlen in ärmeren Ländern in den kommenden drei Monaten 211 Millionen Impfstoffdosen. Nicht einmal das Klinikpersonal konnte bisher vollständig geimpft werden.

© Sunday Alamba / Associated Press / picture alliance

New York/Berlin. Anlässlich der Geberkonferenz für den COVID-19-Impfstoffverteilmechanismus COVAX („COVID-19 Vaccines Global Access“) fordern die „Ärzte ohne Grenzen“ (Médecins Sans Frontières, MSF) die deutsche Bundesregierung und andere Länder mit hohem Einkommen auf, Impfstoffe für ärmere Länder zur Verfügung zu stellen. Nach Berechnungen der Organisation fehlen COVAX wegen aktueller Lieferengpässe in den kommenden drei Monaten 211 Millionen Impfstoffdosen.

Zudem müsse die Bundesregierung für einen Technologietransfer europäischer Impfstoffhersteller sorgen, damit die Produktion weltweit stärker ausgeweitet werden kann, heißt es in einer Mitteilung von MSF. In vielen der mehr als 70 Einsatzländern der Organisation sei es noch nicht einmal möglich gewesen, das Gesundheitspersonal gegen COVID-19 zu impfen, geschweige denn die Risikogruppen.

„Die Bundesregierung hat für COVAX 1,1 Milliarden Euro ab diesem Jahr zur Verfügung gestellt“, wird Elisabeth Massute von MSF in der Mitteilung zitiert. „Wir begrüßen diese Beteiligung ausdrücklich. Doch Geld allein wird das Problem nicht lösen. Kanzlerin Merkel hat auf dem G7-Gipfel selbst betont, dass Impfstoff ankommen muss und Deutschland dabei eine Rolle spielen kann. Diesen Worten müssen nun Taten folgen.“

„Patente müssen ausgesetzt werden!“

Der COVAX-Mechanismus, der ursprünglich eine solidarische Impfstoffverteilung weltweit gewährleisten sollte, sei durch bilaterale Exklusivverträge der reichen Länder mit den Impfstoffherstellern unterlaufen worden, kritisiert MSF. Für ärmere Länder stünden deshalb in dramatischem Ausmaß zu wenige Impfstoffe zur Verfügung.

Laut der ursprünglichen Planung sollte COVAX bis Ende Juni für 3,3 Prozent der Bevölkerung in 140 Ländern Impfstoffe zur Verfügung stellen, hauptsächlich für das Gesundheitspersonal. Doch selbst dieses Ziel wird laut Berechnungen der Hilfsorganisation deutlich verfehlt werden. Da 211 Millionen Impfstoffdosen fehlen, könnten bis Ende Juni lediglich 1,3 Prozent der Menschen in ärmeren Ländern durch COVAX-Impfstoffe geschützt werden.

„Kein solidarisches Vorgehen“

„Wir sehen kein solidarisches Vorgehen, sondern Impfstoffnationalismus, bei dem die globale Perspektive dieser Pandemie ignoriert wird. Das ist aus medizinischer und moralischer Sicht nicht akzeptabel“, so Elisabeth Massute.

Es sei Zeit für tatsächliche globale Solidarität. „Die Versorgungslücke in ärmeren Ländern muss durch Impfstoffspenden gefüllt werden. Zusätzlich müssen Patente auf COVID-19-Technologien für den Zeitraum der Pandemie ausgesetzt werden und Technologietransfers vor allem in Länder des Globalen Südens stattfinden, damit mittelfristig weltweit mehr produziert werden kann. Die Technologietransfers sollten dabei auch mRNA-Impfstoffe umfassen, da diese laut Herstelleraussagen besonders schnell für verschiedene Virusmutationen adaptierbar sind“, betont Massute. (eb)

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