Gesunder Lebensstil

Der Mythos vom Vorbild in Weiß

Wer sich um die Gesundheit anderer Menschen bemüht, lebt auch selbst gesund? Dieses Bild haben US-Forscher jetzt erschüttert - zumindest ein bisschen.

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Rauchendes Vorbild: Chefarzt Professor Klaus Brinkmann alias Klausjürgen Wussow im Jahr 1984.

Rauchendes Vorbild: Chefarzt Professor Klaus Brinkmann alias Klausjürgen Wussow im Jahr 1984.

© teutopress / imago

BOSTON. Allein das bessere Wissen um gesundheitserhaltende Maßnahmen zieht nicht unbedingt einen gesünderen Lebensstil nach sich: Das belegt eine repräsentative Umfrage der US-amerikanischen Center for Disease Control and Prevention (CDC).

In der Patientenversorgung Tätige verhalten sich in vielerlei Hinsicht nicht gesundheitsbewusster als der Rest der Bevölkerung (Arch Intern Med 2012, online 17. Dezember).

In den Jahren 2008 und 2010 hatten CDC-Mitarbeiter insgesamt 260.558 US-Amerikaner zu Präventionsverhalten und Lebensstil befragt, darunter 21.380 Personen, die direkt in der Versorgung von Patienten arbeiteten.

Letztere legten immerhin in einigen Punkten ein gesünderes Verhalten an den Tag als die übrige Bevölkerung mit gleichem Alter, Geschlecht, Bildungsniveau und Einkommen: So hatten sie zu einem höheren Prozentsatz einen Hausarzt (81 Prozent) und in den letzten zwei Jahren einen Gesundheits-Check absolviert (82 Prozent).

Außerdem hatten mehr Mitarbeiter des Gesundheitswesens in den letzten 30 Tagen Sport gemacht (75 Prozent) und pro Tag nicht mehr als zwei alkoholische Getränke zu sich genommen (95 Prozent).

Bei den meisten Verhaltensweisen machte sich die Zugehörigkeit zu einem Gesundheitsberuf jedoch nicht bemerkbar.

So gab es etwa bei der Teilnahme an Vorsorge-Koloskopie (64 Prozent), beim Zahnarztbesuch (70 Prozent im letzten Jahr), bei Übergewicht und Adipositas (64 Prozent), beim Raucheranteil (18 Prozent) oder bei der Häufigkeit von Sonnenbränden (29 Prozent im letzten Jahr) keinen Unterschied zur übrigen Bevölkerung.

Und: Frauen über 50, die im Gesundheitswesen tätig waren, gingen sogar seltener zur Mammografie als andere Frauen (79 Prozent).

Das Gesundheitsverhalten von Mitarbeitern der medizinischen Versorgung hing auch von ihrer beruflichen Ausbildung ab: So war etwa die Wahrscheinlichkeit, einen Hausarzt zu haben, nur bei den weniger gut Ausgebildeten erhöht, nicht aber bei Akademikern. Umgekehrt waren nur jene mit höherem Schulabschluss seltener übergewichtig oder adipös.

"Damit gibt es viele Bereiche, in denen Mitarbeiter des Gesundheitswesens nicht besser abschneiden als andere Bevölkerungsgruppen und wo noch erhebliches Verbesserungspotenzial besteht", schreiben die Studienautoren um Benjamin Helfand aus Boston. (BS)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Vorbild Arzt - ein Märchen?

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Kommentare
Dr. Horst Grünwoldt 18.01.201315:26 Uhr

Gesunder Lebensstil

Unsere Ärzte wissen bekanntlich viel über Krankheiten und deren Entstehung sowie Vorbeugung. Außerdem auch noch manches über deren Untersuchung und Behandlung. Dadurch kommen sie im beruflichen Alltag in besonderen Maße mit vielen "unschönen" oder sogar traurigen Dingen des irdischen Lebens in Berührung.
Wer will es ihnen danach verübeln, daß sie selbst auch nur Menschen -und keine Halbgötter in Weiß- sind. Schließlich können sie sich nicht nur an Heilerfolgen erfreuen oder sogar erbauen.
Mein ältester Bruder hatte mir als junger Landarzt in Mecklenburg glaubhaft gemacht, daß er selbst nicht nur Mediziner, sondern auch oft genug "Beichtvater" für die sozialen Probleme seiner Patienten sein müsse. Das ist gewiß mit einer erheblichen psychischen Zusatzbelastung verbunden.
Medizinmänner und -frauen, von Film- und Fersehtypen einmal abgesehen, stellen deshalb in der Gesamtheit und Individualität nach m.E. einen repräsentativen Querschnitt durch unsere Bevölkerung dar; zwar nicht im Gesundheitsbewußtsein, wohl aber in ihrer mehr oder weniger "sündhaften" Lebensweise.
Dr. med. vet. Horst Grünwoldt, Rostock

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