Kommentar
Vorbild Arzt - ein Märchen?
Sollten Mediziner Vorbilder sein? Das kommt vermutlich darauf an: Hat ein Arzt eine Platzwunde fachgerecht genäht, wird es seinen Patienten wenig stören, wenn der Doktor anschließend ins Freie tritt und sich eine Zigarette anzündet.
In einem anderen Licht dürfte die Zigarette erglühen, wenn der Mediziner dem Patienten zuvor den Tabakverzicht nahegelegt hat.
Zweifel daran, ob Angehörige von Gesundheitsberufen zu Vorbildern für einen gesunden Lebensstil taugen, hat nun eine Studie aus den USA genährt. Menschen, die in der medizinischen Versorgung tätig sind, wissen demnach, wie man gesund lebt.
Aber viele handeln nicht danach. Die Zahlen stammen zwar aus den USA. Doch erst vor einigen Monaten haben Forscher am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ähnliche Untersuchungsresultate vorgelegt.
Ihr Fazit: Ärzte in Deutschland sind weniger fit als der hiesige Durchschnittsbürger.
Spätestens seit Heinrich Heines "Deutschland. Ein Wintermärchen" ist bekannt: Wasser zu predigen und Wein zu trinken, das kommt nicht gut an.
Ein Muster an gesunder Lebensführung war der Dichter indes nur bedingt. Und selbst als Arzt muss man kein Vorbild sein. Man sollte sich dann freilich nicht wundern, wenn im Wartezimmer nur Patienten mit Platzwunden sitzen.
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