Buchtipp

Grönemeyers Vision für eine bessere Medizin

Von Marco Hübner Veröffentlicht:

NEU-ISENBURG. Flüchtlingskrise, Terroranschläge und Kriege – all das nagt bei manchen am Glauben an eine friedliche Zukunft. Immer mehr Menschen rufen nach einfachen Lösungen für komplexe Probleme einer globalisierten Welt.

Das spült verstärkt Populisten an die Oberfläche, die versprechen alte Grenzen zu ziehen, Mauern zu bauen – im Glauben daran Probleme auf diese Weise zu lösen.

Der Blick auf die Menschheit als globale Gemeinschaft wird verstellt. Gesellschaftliche Gräben drohen, sich zu vertiefen. Der bekannte Mediziner Dietrich Grönemeyer stellt solchen Tendenzen sein neues Buch "Wir – Vom Mut zum Miteinander" entgegen.

"Eitelkeit und Egoismus triumphieren über den Humanismus – zum Schaden aller und eines jeden", diagnostiziert Grönemeyer. Sein neuestes Werk ist ein inbrünstiges Plädoyer für ein besseres Miteinander. Ein Leitfaden, der auf dem Weg "vom ich zum Du zum wir" Orientierung vermitteln will.

Ziel: Haltung vermitteln

Das schafft das Buch – wegen der mitreißenden und kurzweiligen Machart. Als Leser überkommt einen der Eindruck, Grönemeyer illustriert exemplarisch die eigenen Überzeugungen. Ziel: Haltung vermitteln – dabei greift der Autor auf viele bekannte Persönlichkeiten zurück. Einstein, Paracelsus, Gandhi: Alle sind sie mit ihren Leitgedanken eingeflochten in die Wir-Beschwörung Grönemeyers.

Der Autor und Arzt appelliert an Mediziner, eine menschlichere Haltung im Beruf zu kultivieren: "Der Arzt, der sich der Medizin als rein naturwissenschaftlicher Disziplin verschrieben hat, der den Mensch als eine Maschine ansieht und behandeln will, läuft schnell Gefahr, in eine Sackgasse zu geraten", schreibt er.

Das Buch macht konkrete Vorschläge für eine bessere Medizin. So fordert Radiologe Grönemeyer, einen neuen, ganzheitlichen Begriff einzuführen: Körpergeist. Diese Bezeichnung soll dafür sorgen, dass das psychosomatische Wechselspiel von Medizinern nicht mehr länger vernachlässigt wird. Seiner Vision nach sollen technischer Fortschritt und menschliche Zuwendung kein Widerspruch sein.

Wir-Gefühl als Lösung?

Gerade der Blick auf das Thema Medizin zeige sehr eindrücklich, dass Probleme globaler werden und globale Lösungen brauchen. AIDS, SARS und andere Epidemien machen nicht vor Staatsgrenzen halt, schreibt Grönemeyer. Teil der Lösung ist für ihn ein neues Wir-Gefühl.

Die Globalisierung sei auf dem Weg dahin eine Chance "eine neue Haltung der Menschlichkeit und Rücksichtnahme" zu entwickeln, erklärt der Mediziner aus Bochum. Durch die Globalisierung rücken sich Menschen unweigerlich näher. Auf die Haltung kommt es dabei an, resümiert Grönemeyer. (mh)

Dietrich Grönemeyer; WIR! Vom Mut zum Miteinander; Ecowin Verlag, 2016, 72 Seiten, ISBN 978-3-7110-0109-2, 7 Euro

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Kommentare
Wolfgang P. Bayerl 11.02.201711:31 Uhr

terrible simplification

und wenig Medizin für einen Mediziner-Radiologen. Ich bin auch "Technik-fan".
Kann man einen "Körpergeist" röntgen???
Der Arzt heilt "Kranke". Er ist kein Gesinnungsindoktrinator!
Die real existierende USA, ich war beruflich etliche male drüben, zeigt eher, dass das Experiment des friedlichen Nebeneinander ganz unterschiedlicher "Farben" (pardon) gescheitert ist. Hier haben sich im Gegenteil die Durchmischungen eher umgekehrt, weiter entmischt, verharmlosend nach dem alten Satz "Gleich und Gleich gesellt sich gern", das sieht man doch in allen Großstädten.
Irgendetwas machen "wir" also FALSCH, wir dürfen in unrealistischer Ideologie keine gesellschaftlichen Sprengkörper einladen.

Claus F. Dieterle 10.02.201712:24 Uhr

Das "Wir-Gefühl"

Das kommt doch in der Bibel bereits klar zum Ausdruck, z.B. in Galater 6,10: "Solange wir also noch Gelegenheit dazu haben, wollen wir allen Menschen Gutes tun...".

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