Syrischer Arzt
"Ich habe alles verloren!"
Auf zwei Etagen einer Klinik im jordanischen Amman behandeln syrische Ärzte verletzte und kranke Landsleute, die wie sie vor dem Bürgerkrieg geflüchtet sind. Die deutsche Medizinstudentin Judith Ballé hat das von einer amerikanischen Hilfsorganisation gemietete Krankenhaus besucht. Die freiwillige Helferin berichtet über ihre Erlebnisse.
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Operation im Akilah Hospital im jordanischen Amman.
© Ballé
Von Judith Balle
AMMAN, JORDANIEN. Es ist ein heißer Tag in Amman. Die Wartehalle des Akilah Hospitals ist überfüllt. Kinder kreischen. Teppiche werden zum Mittagsgebet auf dem Boden ausgebreitet.
Von außen wirkt das kleine, sandfarbene Gebäude friedlich. Doch seit Monaten ist es vorbei mit der scheinbaren Ruhe. Im August 2012 haben syrische Ärzte das Akilah zu einem Flüchtlingskrankenhaus umfunktioniert.
Selbst vor dem Krieg in ihrem Land geflohen, mieteten sie das jordanische Krankenhaus, um ihre oft schwerstverletzten Landsleute im Exil behandeln zu können. Finanziert durch eine amerikanische Hilfsorganisation reicht ihr Gehalt gerade zum Überleben.
Die Stimmung unter den Ärzten ist angespannt. Sie arbeiten illegal, eine Arbeitserlaubnis wurde von den jordanischen Behörden verweigert, ständig droht man mit Schließung. Einen geregelten Arbeitsalltag gibt es nicht.
Einfach nur jemanden zum Zuhören gesucht
Freiwillige Helfer unterstützen, wo es geht: im Operationssaal, bei der Pflege der Patienten oder im Flüchtlingslager. Manchmal brauchen die Ärzte auch einfach nur jemanden zum Zuhören. Sie wollen, dass die Welt erfährt, was in Syrien geschieht.
"Sie haben alles zerstört. Meine Träume, meine Hoffnungen, meine Pläne. Alles. Ich habe alles verloren." Dr. Karim Khaldun (Name von der Redaktion geändert) spricht leise. Er stockt immer wieder, sucht nach Worten...