Internist startet Hilfsprojekt in Brasilien
Auch kleine Dinge können helfen, sagt der Neu-Isenburger Internist Dr. Frank Freytag. Er unterstützt Menschen in einer brasilianischen Kleinstadt.
Veröffentlicht:FRANKFURT/MAIN. Die Kleinstadt Poco Branco hat 13 000 Einwohner. Sie liegt im Norden Brasiliens, etwa 70 Kilometer von der Atlantikküste und der Zwei-Millionen-Stadt Natal entfernt. Die Menschen, die in Poco Branco leben, sind Nachfahren ehemaliger Sklaven und portugiesischer Kolonialherren. Viele arbeiten als Tagelöhner in der Landwirtschaft. In diesem Ort hat Freytag eine Schule für Capodanca aufgebaut. Das sind Kurse, in denen die traditionellen Inhalte der Kampfkunst Capoeira mit modernen Konzepten der Tanzpädagogik verbunden werden.
"Wir versuchen eine Fusion von Elementen aus Sport, Kunst, Kultur, Gesundheitsversorgung und Sozialarbeit", erklärt der Arzt im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". "Ziel ist, das Potenzial, das in den Menschen steckt, zu aktivieren."
Angefangen hatte alles im Jahr 2005. Freytag hatte es privat in die Gegend geführt. Seine Frau - sie arbeitet als Grundschullehrerin und Tanzpädagogin - ist die Tochter des ehemaligen Bürgermeisters von Poco Branco. Freytag wurde damals in eine Schule gerufen, um ein asthmakrankes Kind zu behandeln. "Daraus wurde eine Reihenuntersuchung für mehrere Schulen", erzählt er. Nach und nach entstand dann aus der spontanen medizinischen Hilfsaktion ein soziales Hilfsprojekt.
"Die Menschen leben ärmlich, die hygienischen Verhältnisse sind miserabel", erzählt Freytag. Beim Aufzählen der Defizite hält er sich allerdings nur ungern lange auf. Viel wichtiger ist ihm zu zeigen, dass mit privatem Engagement viel erreicht werden kann: "Seit 2005 haben wir ein kleines Netzwerk aufgebaut." Ein Zahnarzt behandelt Kinder umsonst, die Ärzte der örtlichen Klinik arbeiteten mit und der Polizeichef von Poco Branco unterrichte die Kinder und Jugendlichen im Kampfsport.
"Das regelmäßige Training stärkt die Körperkontrolle, das Selbstwert- und das Gruppengefühl", sagt der Pneumologe. In einer Art Vorschule gibt es für die Jüngeren regelmäßige Gesundheits-Check-ups. "Die Kinder aus armen Familien, die den ganzen Tag arbeiten müssen, haben nur selten Zeit und Kraft, auch noch zur Schule zu gehen", erzählt Freytag. Medizinischer Versorgungsbedarf bestehe in erster Linie bei Infektionskrankheiten, Allergien, Atemwegs- sowie Haut- und Zahnerkrankungen.
Freytag fliegt drei- bis viermal im Jahr nach Brasilien, noch zahlt er alles aus eigener Tasche. Er hofft, dass sich das Projekt irgendwann einmal verselbständigt und sammelt nun Spenden. Einen gemeinnützigen Verein hat er in Brasilien bereits gegründet, ein deutscher Förderverein ist geplant. Um die Schule weiter zu betreiben, brauche es Computer. Schulungen im Webdesign sollen den Jugendlichen den Start ins Berufsleben erleichtern. An Ideen für weitere Projekte mangelt es dem Pneumologen nicht. "Da ist noch viel Dynamik drin", sagt Freytag.
Weitere Infos zum Projekt per E-Mail unter dr.freytag@telemed.de
Zur Person
Dr. Frank Freytag, geboren 1962, ist niedergelassener Internist und Pneumologe in einem Facharztzentrum in Neu-Isenburg. Seit 2005 engagiert er sich im Nordosten von Brasilien in medizinisch-sozialen Hilfsprojekten. Freytag ist zudem ein begeisterter Fotograf. Für dieses Jahr hat er Ausstellungen mit Fotos aus Brasilien sowie die Veröffentlichung eines Bildbandes geplant.