Ärzteschaft und Nazi-Zeit

Kinderarzt und Biochemikerin mit Herbert-Lewin-Preis geehrt

Dr. Stephan Heinrich Nolte und Dr. Vera Trnka erhalten den diesjährigen Forschungspreis von Ärzte- und Zahnärzteschaft sowie Bundesgesundheitsministerium zur Rolle der Mediziner im Nazi-Deutschland.

Veröffentlicht:
Auszeichnung für Forschung und Gedenken (v.l.n.r.): Dr. Vera Trnka, Dr. Stephan Heinrich Nolte und KBV-Vize Dr. Stephan Hofmeister bei der Übergabe des Herbert-Lewin-Preises 2021 am Dienstag in Berlin. (v.l.n.r.)

Auszeichnung für Forschung und Gedenken (v.l.n.r.): Dr. Vera Trnka, Dr. Stephan Heinrich Nolte und KBV-Vize Dr. Stephan Hofmeister bei der Übergabe des Herbert-Lewin-Preises 2021 am Dienstag in Berlin. (v.l.n.r.)

© Hendrik Schmitz (KBV)

Berlin. Zum achten Mal ist am Dienstagabend der Herbert-Lewin-Preis zur Aufarbeitung der Geschichte der Ärzteschaft in der Nazi-Zeit verliehen worden. Der Forschungspreis geht in diesem Jahr an den deutschen Kinderarzt Dr. Stephan Heinrich Nolte und die tschechische Biochemikerin Dr. Vera Trnka, die als Kind von Shoa-Überlebenden 1946 in Prag geboren wurde.

Nolte und Trnka erhalten die Auszeichnung für ihre Arbeit über die Lebensgeschichte des Pädiaters Berthold Epstein (1890-1962). Epstein überlebte den Holocaust als Häftlingsarzt im NS-Vernichtungslager Auschwitz. Nach der Befreiung 1945 arbeitete Epstein als Kinderarzt in Prag.

Porträt des Pädiaters Berthold Epstein

Die von Nolte und Trnka vorgelegte Arbeit sei ein „vorbildliches Gemeinschaftswerk“, das gleichzeitig ein „eindrucksvolles Beispiel für die deutsch-tschechisch-jüdische Verständigung in der Gegenwart“ darstelle, urteilte die Jury.

Die Arbeit sei gut dokumentiert und illustriert und überdies „anrührend und spannend“ geschrieben. Auch werfe die Darstellung ein bezeichnendes Licht auf die schwierige Situation und die weitere Anfeindung jüdischer Ärzte nach der Nazi-Zeit in Osteuropa.

Zudem würdigte die Jury die in deutscher und englischer Sprache erschienene jüdische Miniatur über das Leben der Kinderärztin Lucie Adelsberger von Benjamin Kuntz. Die Arbeit zeuge von „großem Engagement für das Schicksal jüdischer Ärztinnen und Ärzte im Nationalsozialismus“, hieß es. Sie gebe auch Anstoß für weiteres Gedenken.

Interesse an Vergangenheit aufrechterhalten

Der Herbert-Lewin-Preis wird gemeinsam vom Bundesgesundheitsministerium, der Bundesärztekammer, Bundeszahnärztekammer, Kassenärztlicher Bundesvereinigung und Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung vergeben.

Ziel ist außer der Förderung der Aufarbeitung der Rolle der Ärzteschaft im „Dritten Reich“ auch die Erinnerung an engagierte Ärztinnen und Ärzte und Zahnärztinnen und Zahnärzte, die in der Nazi-Zeit verfolgt und ermordet wurden.

Zugleich soll mit der Auszeichnung das Interesse jüngerer Generationen an der Vergangenheit geweckt werden.

Ärzte, Zahnärzte und Medizinstudierende adressiert

An der Ausschreibung des Forschungspreises konnten wie in den Vorjahren Ärzte, Zahnärzte sowie Psychotherapeuten als Einzelpersonen, in Kooperationen oder in Gemeinschaften teilnehmen. Auch Studierende der Zahn- oder Humanmedizin sowie Forscher, die an zahn- und humanmedizinischen Fakultäten oder medizinhistorischen Instituten tätig sind, waren adressiert.

Der Preis erinnert an den deutschen Arzt und ehemaligen Präsidenten des Zentralrats der Juden, Herbert Lewin (1899-1982). (hom)

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