Leistungssport
Kronzeugen gegen Doping gesucht
Durch die Kronzeugenregelung sollen mehr Sportler animiert werden, gegen Hintermänner von Dopingaktivitäten auszusagen. Eine Ergänzung im Anti-Doping-Gesetz soll das forcieren.
Veröffentlicht:Berlin. Das Anti-Doping-Gesetz soll um eine Kronzeugenregelung ergänzt werden. Damit soll Sportlern ein „sichtbarer Anreiz“ geschaffen werden, Informationen über Hintermänner und kriminelle Netzwerke preiszugeben. Diese Empfehlung wird im Entwurf eines Evaluierungsberichts der Bundesregierung zu den Auswirkungen der im Anti-Doping-Gesetz enthaltenen straf- und strafverfahrensrechtlichen Regelungen gegeben. Damit solle eine effektivere Strafverfolgung ermöglicht werden. Das Bundeskabinett hat den Bericht am Mittwoch verabschiedet.
„Eine solche zusätzliche und spezifische Kronzeugenregelung würde ein besonderes Signal setzen und Sportlerinnen und Sportlern klarer als bisher aufzeigen, dass sie mit ihrer Aussage Vorteile im eigenen Strafverfahren erlangen können“, heißt es in dem Evaluierungsbericht, den die Bundesministerien des Innern, für Gesundheit und für Justiz gemeinsam vorlegten. Das Gesetz zur Bekämpfung von Doping im Sport war im Dezember 2015 in Kraft getreten.
Wunsch nach mehr Schwerpunktstaatsanwaltschaften
Außerdem wird den Sportverbänden empfohlen zu prüfen, inwieweit Athleten stärker über die Existenz und Funktion der Hinweisgebersysteme der Nationalen Anti-Doping-Agentur und der Welt-Anti-Doping-Agentur informiert werden könnten. Zugleich wird den zuständigen Bundesländern die Einrichtung von weiteren Schwerpunktstaatsanwaltschaften Doping angeraten. Bislang gibt es sie bereits in Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.
„Die Kronzeugenregelung hat sich auch bei Ermittlungen im Betäubungsmittel-Bereich bewährt, deshalb halte ich sie auch im Bereich des Dopings im Sport für wichtig“, sagte Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD). Nur so sei ein wirksamer Kampf gegen Doping-Netzwerke und Kartelle möglich. „Ansonsten können wir in diese Strukturen nicht eindringen“, erklärte die SPD-Politikerin. „Die Ermittler brauchen die Informationen von Insidern, die mit drinstecken, aber nicht länger Teil des kriminellen Doping-Systems sein wollen.“ (dpa)