Leben Mütter von Zwillingen länger?
LONDON (dpa). Kinder im Doppelpack fördern zwar nicht unbedingt die Gesundheit, aber gesunde Frauen werden eher mit Zwillingen schwanger, berichten US-Forscher in den "Proceedings" der britischen Royal Society.
Analysiert wurden Daten von mehr als 58.000 Frauen mit Geburtsjahr von 1807 bis 1899, die älter als 50 Jahre wurden und mit einem Mann verheiratet waren, der an ihrem 50 Geburtstag noch lebte.
Zwillingsmütter lebten dabei nach der Menopause länger als Einlingsmütter. Für die vor 1870 geborenen Zwillingsmütter war das Sterberisiko nach dem 50. Lebensjahr im Vergleich um 7,6 Prozent geringer.
Zwillingsmütter haben der Studie zufolge auch insgesamt mehr Kinder, lassen zwischen zwei Schwangerschaften weniger Zeit vergehen und bekommen ihr letztes Kind zu einem späteren Zeitpunkt. Die Studiendaten wurden aus dem 19. Jahrhundert gewählt, weil es noch keine künstliche Befruchtung gab, durch die viele Zwillingsschwangerschaften hervorgerufen werden.
Shannen Robson und Ken Smith von der University of Utah (Salt Lake City) hatten Informationen der Utah Population Datenbank ausgewertet. Sie gehört zu den weltweit umfassendsten Datensammlungen und enthält Angaben zu den Lebensläufen von 6,4 Millionen Menschen, die von 1800 bis heute in Utah lebten. Hauptsächlich handelt es sich dabei um Angehörige der Glaubensgemeinschaft der Mormonen, die nach Utah eingewandert waren, und um deren Nachfahren.
Da es in dem Untersuchungszeitraum weder Möglichkeiten zur Geburtenkontrolle noch Fruchtbarkeitsbehandlungen gab, stellten die Wissenschaftler so unter anderem sicher, nur natürliche Einflussfaktoren auf Zwillingsgeburten zu untersuchen. Von den Frauen bekamen 4603 Zwillinge, 54.183 brachten jeweils nur ein Kind zur Welt.
Die Auswertung ergab, dass Zwillingsmütter nach der Menopause noch länger lebten als die Einlingsmütter. Für die vor 1870 geborenen Frauen war das Sterberisiko nach dem 50. Lebensjahr um 7,6 Prozent geringer als für die Einlingsmütter. Im Verlauf ihres Lebens bekamen die Zwillingsmütter außerdem auch insgesamt mehr Kinder - also nicht nur das eine "unerwartete" Zwillingskind, sondern auch mehr Einlingskinder.
Die Zeit zwischen zwei Geburten war darüber hinaus bei den Zwillingsmüttern um durchschnittlich zwei Wochen kürzer. Das klinge kurz, sei aber bedeutend, schreiben die Forscher. Eine kürzere Zeitspanne zwischen den Geburten sei ein Zeichen für eine bessere Gesundheit der Mutter.
Schließlich war auch die gesamte Fortpflanzungsspanne - errechnet aus dem Alter bei der letzten Geburt minus dem Alter bei der ersten Geburt - bei Zwillingsmüttern deutlich länger als bei Einlingsmüttern. Smith und Shannen folgern, dass Mütter von Zwillingen grundsätzlich eine bessere Konstitution haben.
Die Forscher weisen in einer Pressemitteilung der University of Utah darauf hin, dass ihre Untersuchung keine Aussagen darüber erlaube, in welchem Zusammenhang heutzutage Zwillingsschwangerschaften und Gesundheit der Mütter stünden. Nicht selten kämen Zwillingsschwangerschaften heute nicht auf natürlichem Wege, sondern innerhalb einer Fruchtbarkeitsbehandlung zustande.
Keinesfalls wollten die Wissenschaftler Frauen ermutigen, sich aktiv um eine Zwillingsschwangerschaft zu bemühen, um länger zu leben. Diese Schlussfolgerung sei aus ihrer Studie nicht zu ziehen.