Litt Chopin an einer Schläfenlappenepilepsie?
Immer noch beschäftigen sich Mediziner intensiv mit den diversen Krankheiten des Musikers.
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Was war der Grund für die Halluzinationen Chopins?
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FRANKFURT/MAIN (Smi). Frédéric Chopins Krankheiten geben der Wissenschaft noch immer Rätsel auf. Erst 2008 hatten zwei polnische Mediziner behauptet, der berühmte Komponist und Pianist sei, statt wie im Totenschein vermerkt, an Tuberkulose, wahrscheinlich in Folge einer Mukoviszidose gestorben.
Jetzt nehmen zwei spanische Neurologen als Ursache für Chopins wiederkehrende Halluzinationen eine Schläfenlappenepilepsie an.
Frédéric Chopin wurde 1810 in Wolau im Herzogtum Warschau geboren. Erste Symptome seiner Lungentuberkulose machten sich kurz nach Beginn seiner Freundschaft zu der Schriftstellerin George Sand 1836 bemerkbar.
Sand berichtete später von den Halluzinationen ihres Liebsten, so habe er Geister gesehen und bei heftigem Regen die tagtraumartige Vorstellung entwickelt, in einem See zu ertrinken. Chopin selbst schrieb in einem Brief an Sands Tochter, dass er während eines Konzerts "plötzlich aus dem halb geöffneten Piano diese verfluchten Kreaturen" habe aufsteigen sehen.
Chopins Halluzinationen wurden häufig auf seine depressiven Stimmungen oder eine bipolare Störung zurückgeführt. Die Neurologen Manuel Vázques Caruncho vom Servicio de Radiologia am Complexo Hospitalario Xeral-Calde in Lugo, Spanien, und Francisco Brañas Fernández warten nun mit einer neuen Erklärung auf.
In der Fachzeitschrift "Medical Humanities" werten sie die Berichte über Chopins Sinnestäuschungen aus und kommen zu dem Schluss, dass er vermutlich an einer Temporallappenepilepsie gelitten hat. Ein Indiz sehen sie in der Tatsache, dass Chopin Halluzinationen meist abends erlitt, oft begleitet von Fieber und Infektionen.
Die Schläfenlappenepilepsie werde zudem häufig von Angstanfällen begleitet.