Ärzte ohne Grenzen
Schwierige Arbeit in der Ukraine
Mehrere tausend Menschen betreut Ärzte ohne Grenzen in der Ostukraine. Ein Großteil leidet unter chronischen Krankheiten und seelischen Belastungen - und viele von ihnen sind im Seniorenalter.
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Langes Warten auf bessere Zeiten und große Sorgen vor dem kommenden Winter: Eine ältere Frau vor der Tür ihres Hauses in der Region um Mariupol.
© Judith Egger / dpa
KIEW. Die vereinbarte Waffenruhe zwischen russischen Besatzungstruppen und der ukrainischen Armee wird immer wieder durchbrochen.
Tausende Menschen sind im Osten der Ukraine weiterhin auf Hilfe angewiesen, wie die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) berichtet. Davon sei ein großer Teil im Seniorenalter. Oft haben sie im Gegensatz etwa zu ihren Kindern und Enkeln ihre Heimatorte nicht mehr in Richtung der größeren Städte verlassen können und seien nun weitgehend auf sich allein gestellt.
In der gesamten Region nahe der Frontlinie zwischen ukrainischen Regierungstruppen und prorussischen Rebellen seien viele Gesundheitseinrichtungen zerstört worden oder wegen Problemen beim Nachschub von notwendigen Medikamenten und Material nicht mehr ausreichend ausgestattet.
Behandlung in Privathäusern
Ein zentrales Gesundheitsproblem insbesondere der älteren Bevölkerung seien chronische Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes. "Bei Patienten mit chronischen Erkrankungen ist es unabdingbar, dass die Therapie nicht unterbrochen wird", so die medizinische Koordinatorin vor Ort, Dr. Gabriela Das.
Ärzte ohne Grenzen berichtet weiter, die Hilfsorganisation versorge derzeit von den Städten Bachmut und Mariupol aus über mobile Kliniken etwa 40 Orte in der Region. Dort erfolgten die Behandlungen oft in öffentlichen Gebäuden, teilweise in zur Verfügung gestellten Privathäusern.
Ein weiteres, großes Problem seien massive seelische Belastungen. Gerade viele ältere Menschen litten infolge der fortbestehenden Konflikte unter Ängsten, Depressionen und posttraumatischen Belastungssymptonen. "Die Senioren, die zu uns kommen, haben oft mit Ängsten und dem Gefühl zu kämpfen, dass der Konflikt sie um den Verstand bringt", wird Psychologin Viktoria Brus zitiert.
Ärzte ohne Grenzen biete daher neben der medizinischen Hilfe auch gezielt psychologische Unterstützung in Einzel- und Gruppensitzungen an. Dabei lernten die Teilnehmer einfache Bewältigungsstrategien, um mit Belastungen besser zurechtzukommen.
12.000 psychologische Beratungen
Allein 2015 habe die Hilfsorganisation Medikamente und Material zu 350 Gesundheitseinrichtungen auf beiden Seiten der Frontlinie gebracht, knapp 10.000 Verletzte und 61.000 chronisch Kranke versorgt, 5100 Geburten betreut, knapp 160 000 allgemeinmedizinische Sprechstunden und 12.000 psychologische Beratungen geleistet.
Zudem habe sie an zentralen Punkten Erste-Hilfe- und Wasser-Stationen eingerichtet. Seit Oktober 2015 seien jedoch nur noch im von der Regierung kontrollierten Gebiet Einsätze möglich.