Südsudan: "Ärzte ohne Grenzen" angegriffen

Im Südsudan sind tausende Menschen von einem rivalisierenden Stamm überfallen, mindestens 150 getötet worden. Auch Mitarbeiter der "Ärzte ohne Grenzen" mussten sich zusammen mit der Bevölkerung in die Büsche retten. Ihre Lage ist ungewiss.

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Alltag im Südsudan: Konflikt und Krieg.

Alltag im Südsudan: Konflikt und Krieg.

© Tim McKulka / UNMIS HO / epa / dpa

JOHANNESBURG (dpa). Bei anhaltenden Stammeskämpfen im erst kürzlich unabhängig gewordenen Südsudan sind nach UN-Angaben mindestens 150 Menschen getötet worden.

Tausende sollen aus ihren Häusern vertrieben worden sein, berichteten die Vereinten Nationen am Mittwoch. Augenzeugen sprachen von schweren Zerstörungen.

Am Wochenende hatten tausende schwer bewaffnete Kämpfer des Stammes der Lou Nuer die Stadt Pibor im westlichen Bundesstaat Jonglei gestürmt und Jagd auf Angehörige der ethnischen Gruppe der Murle gemacht.

Auch zwei Kliniken der Organisation "Ärzte ohne Grenzen" wurden überfallen, wie der stellvertretender Leiter der Hilfsorganisation im Südsudan, Jean-Marc Jacobs, der Nachrichtenagentur dpa sagte.

Mehr als 150 Mitarbeiter mussten nach seinen Worten gemeinsam mit der Bevölkerung in die Büsche fliehen. Ihre Lage sei unbekannt. Bisher habe man lediglich etwa 20 der Mitarbeiter kontaktieren können.

Bedrohliche Lage für Kranke

"Unsere Kliniken sind zerstört, geplündert und unbrauchbar", sagte Jacobs in einem Telefongespräch aus der Hauptstadt Juba. "Die Lage ist sehr angespannt."

Man wisse nicht genau, wo sich die Menschen aufhielten. "Wir können kein Team rausschicken, um nach ihnen zu suchen, weil wir keine Garantie für die Sicherheit unserer Leute haben", sagte Jacobs.

Je länger sich die Menschen verstecken müssten, desto bedrohlicher werde die Lage für Kranke und Verletzte.

In dem Konflikt zwischen rivalisierenden Stammesgruppen geht es auch um knappe Ressourcen. Rachestreifzüge kommen immer wieder vor.

In den vergangenen Monaten sind in der Region mehr als 1000 Menschen bei ethnisch motivierten Unruhen ums Leben gekommen - eine große Herausforderungen für das noch junge Land, das zudem unter Grenzkonflikten leidet.

Erst im Juli hatte der Südsudan sich nach einem Volksentscheid vom nördlichen Sudan abgespalten. Am Wochenende hatte die UN hunderte Blauhelm-Soldaten in die Region entsandt. Auch das südsudanesische Militär marschierte mit 1500 Soldaten ein.

Die anhaltenden Kämpfe gefährdeten die medizinische Versorgung der Bevölkerung: "Ärzte ohne Grenzen bieten als einzige medizinische Versorgung in der Region an. Jetzt, wo unsere Kliniken nicht funktionieren, gibt es keine medizinische Versorgung mehr", sagte Jacobs.

Die Organisation behandelt etwa Tuberkulose-Patienten und schwangere Frauen. Die Müttersterblichkeit in dem Land ist besonders hoch.

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