30 Jahre im TV

Und ewig grüßt die Schwarzwaldklinik

Als "Schwarzwaldklinik" ist das Sanatorium bei Freiburg weltberühmt geworden. Fans kommen noch heute. Doch hinter den Gardinen der TV-Kulisse liegen echte Patienten.

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GLOTTERTAL. Professor Brinkmann und Oberschwester Hildegard sind auf den Krankenhausfluren nicht anzutreffen. Doch sie sind hier Teil der Geschichte. In dem markanten Klinikgebäude in Glottertal bei Freiburg arbeiten echte Ärzte und Schwestern, sie betreuen reale Patienten.

Draußen vor der Tür schauen Touristen vorbei auf der Suche nach der "Schwarzwaldklinik". Denn das Gebäude, in dem die Thure-von-Uexküll-Klinik ihre neue Heimat gefunden hat, diente der weltweit bekannten Fernsehserie aus dem Schwarzwald als Kulisse. Heute, 30 Jahre nach dem Start der Serie, stoßen hier Welten aufeinander.

"Es ist ein Glücksfall, ein derart prominentes und geschichtsträchtiges Gebäude nutzen zu dürfen", sagt Klinikchef Franz-Josef Luxem.

Das vor genau 101 Jahren erbaute Sanatorium, in dem schon Kanzler Ludwig Erhard (1897-1977) kurte, gehört zu den bekanntesten Fernsehkulissen Deutschlands. In den 1980er Jahren gab das Carlsbau genannte Haus mitten im Schwarzwald der ZDF-Serie "Schwarzwaldklinik" das Gesicht und wurde so weltweit bekannt.

Bis zu 28 Millionen Zuschauer

Fast zehn Jahre, bis zum Herbst 2014, stand das im Jugendstil erbaute Krankenhaus leer. Dann zog die aus Freiburg stammende Uexküll-Klinik ein. Sie residiert nun dort, wo vor 30 Jahren Fernsehgeschichte geschrieben wurde. Psychosomatische Medizin steht im Vordergrund. Betreut werden Menschen mit Depressionen, Essstörungen und anderen Leiden, die psychisch bedingt sind.

Die "Schwarzwaldklinik" ist nach Angaben des ZDF die bis heute populärste und erfolgreichste deutsche Fernsehunterhaltungsserie. Bis zu 28 Millionen Zuschauer saßen in Deutschland pro Folge vor den Bildschirmen. Es wurden insgesamt 75 Folgen gesendet, die erste im Oktober 1985. Auch international war die Serie um Professor Brinkmann ein Renner: Sie wurde in 43 Ländern ausgestrahlt.

An den Drehorten im Schwarzwald löste sie einen Touristenboom aus. So extrem wie damals ist es nicht mehr. Doch noch immer ist die Klinik im Glottertal, wie auch andere Drehorte im Schwarzwald, ein Anziehungspunkt, vor allem in der Sommersaison. "Menschen, die vor der Klinik stehen und fotografieren sowie in Erinnerungen schwelgen, gehören für uns zum täglichen Bild", sagt Luxem.

Ein Schild erinnert an alte TV-Zeiten

Das auffällige Schild "Schwarzwaldklinik" über der Eingangstür, das von den Dreharbeiten stammt, hängt heute noch da. "Wir haben es bewusst dran gelassen", sagt Melcher Franck, Geschäftsführer der Kur und Reha Klinik GmbH, dem Träger der Klinik. Die Serie gehöre zur Historie des Hauses, deshalb dürften auch Besucher bis vors Gebäude.

Doch am Eingang zum Parkplatz ist Schluss. Weil die nach dem Freiburger Mediziner Thure von Uexküll (1908-2004) benannte Klinik Menschen mit psychosomatischen Erkrankungen behandelt, ist für mehr Rummel kein Platz. Rein in die Klinik oder in den Garten dürfen "Schwarzwaldklinik"-Fans nicht.

"Es ist ambivalent", sagt Franck. Die idyllische Lage des Hauses mitten im Schwarzwald garantiere Ruhe und Abgeschiedenheit. Das sei für Patienten wichtig, deshalb ist die Klinik hierher gezogen.

Dies mit der "Schwarzwaldklinik" unter einen Hut zu bringen, sei nicht immer einfach: "Es gab auch schon Touristen, die in die Küche gegangen sind und gefragt haben, was es heute zu Essen gibt", erzählt Luxem.

Das gehe natürlich nicht. Und auch die Beschäftigten sind betroffen. Dort, wo in der Serie die Notaufnahme war, ist heute die Mitarbeiterkantine. Blicke von Schaulustigen durchs Fenster auf den Teller der Mediziner und Pfleger kommen immer mal wieder vor.

"Wir versuchen, den Spagat hinzubekommen, bislang ist uns das ganz gut gelungen", sagt Franck. Die meisten Besucher verhielten sich korrekt und zurückhaltend. Für die Patienten selbst sei die Krankenhausserie nicht so wichtig, sagt Luxem.

"Das ist am Anfang bei manchen ein Aha-Effekt. Aber unsere Patienten sind froh, dass sie einen Klinikplatz gefunden haben und dass ihnen geholfen wird, dass ihre Nöte ernst genommen und ihre Leiden behandelt werden." (dpa)

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