Arte-Thementag

Verlärmter Alltag

Wir sind jeden Tag vom Lärm umzingelt. Man ist ihm ausgeliefert, denn man kann die Ohren nicht verschließen. Arte beleuchtet das Thema am Dienstag.

Veröffentlicht:
Nicht immer geht der Lärm weg, wenn man sich die Finger in die Ohren steckt.

Nicht immer geht der Lärm weg, wenn man sich die Finger in die Ohren steckt.

© Uros Kovandzic / Photos.com plus

BERLIN. Jeder macht Lärm, meist zu Hause: Da brodelt der Kaffeeautomat, brüllt der Mixer, brausen Fön und Staubsauger, und ewig dudelt das Radio vor sich hin.

Die meisten Menschen merken das schon gar nicht mehr, regen sich aber umso mehr über den Lärm von außerhalb auf, egal ob er von Autos, Zügen, Flugzeugen, Baustellen, spielenden Kindern, lärmenden Nachbarn oder vollen Fußballstadien kommt. Der Arte-Thementag "Lärm ohne Grenzen" am 8. Juli beleuchtet das Thema von mehreren Seiten.

"Lärmbelästigung führt zu Erkrankungen"

In "Unser täglich Lärm" (20:15 Uhr) beschreibt Autorin Dorothee Kaden sehr anschaulich, dass sich der Körper einfach nicht an Lärm gewöhnen will. Sie begleitet zwei Familien durch ihren Alltag: Das Ehepaar Rupf lebt mit drei Söhnen in Frankfurt und betreibt dort eine Apfelweinwirtschaft; Familie Le Lionnais lebt in Plouha in der Bretagne, nahe am Meer.

Hier kreischen Laubbläser oder Kleinkinder samt erstaunlich lautem Spielzeug, dort kreischen Möwen oder Mähdrescher. Wirkliche Stille findet sich also selbst auf dem Lande nicht.

Die Berliner Psychoakustikerin Brigitte Schulte-Fortkamp erklärt, dass "zu starke Lärmbelästigung definitiv zu Erkrankungen führt und man dem Krach im Alltag ja nicht entfliehen kann. Mit einem Knopf im Ohr schalten sich viele bewusst aus der Umwelt heraus, in der sie sich gerade befinden". Und die Musik im Ohr kann oder muss dann wiederum auch sehr laut sein - ein Teufelskreis also.

In Paris kann man per Notfalltelefon einen Gerichtsvollzieher kommen lassen, der den aktuellen Geräuschpegel misst: "Mein amtliches Papier hat großes Gewicht vor Gericht", weiß der Justizbeamte Sylvian Dorol.

Dokumentation über Verkehrslärm

"Lärm macht kaputt" (21:10 Uhr) lautet der eindeutige Titel der Doku von Peter Gerhardt, in der es vor allem um den Verkehrslärm geht. Barbara Schulz-Freywald leidet sichtlich unter dem beträchtlichen Fluglärm des Frankfurter Flughafens, Ruth Caspari unter den unerträglich lauten Güterzügen im Mittelrheintal, und Gérard Dutal in Lyon hat tatsächlich die Vibrationen von 14 Fahrspuren direkt vorm Wohnzimmerfenster zu ertragen.

Man erfährt anhand nur mäßig engagierter Stellungnahmen von Politikern, dass sie das Leid ihrer Bürger (und Wähler) kaum kümmert, und die Lobby der Verkehrskonzerne (Deutsche Bahn, Lufthansa) sehr groß ist.

Erschütterndes Fazit dieses Themenabends: Es passiert kaum etwas in der EU, und falls doch, dann müssen Bürgerrechte mühsam in langwierigen Prozessen erstritten werden. Und das, obwohl bekannt ist, dass bis zu 60 Prozent aller Europäer schwerhörig sind - Tendenz zunehmend. Offene Proteste helfen offenbar auch nichts - und werden ihrerseits ja auch wieder lautstark mit Trillerpfeifen und Sprechchören vorgetragen.

Es scheint wirklich so, dass der moderne Mensch den von außen entstehenden alltäglichen Lärm weiterhin tapfer zu ertragen hat - und sein Körper den Sturm im Innenohr möglichst lange unbeschadet aushält. (dpa)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Silouetten von Menschen in unterschiedlichen Farben.

© tydeline / stock.adobe.com

SAID, SIDD, SIRD, MOD und MARD

Das steckt hinter den fünf neuen Diabetes-Subtypen

Organ wird bei OP entnommen

© horizont21 / stock.adobe.com

Vom Opt-in zum Opt-out

Studie: Widerspruchslösung erhöht Organspende-Zahlen nicht