Befragung zeigt
Worum es Samenspendern geht
Welche Motive haben Männer, die ihren Samen spenden wollen? Eine Befragung zeigt: Potenziellen Samenspendern geht es auch um die eigene Verfassung.
Veröffentlicht:ERLANGEN. Der umfassende medizinische Check, dem sich jeder Bewerber um eine Samenspende unterziehen muss, spielt bei der Entscheidung für eine potenzielle Donation eine nicht unerhebliche Rolle.
Das geht aus einer aktuellen Studie hervor, die die Erlanger Samenbank unter wissenschaftlicher Begleitung der Uni Nürnberg-Erlangen in Auftrag gegeben hat. Befragt wurden 80 aktive Samenspender sowie 130 Männer, die eine Spende in Erwägung ziehen.
Wie die Samenbank mitteilt, nennen 21,6 Prozent der potenziellen und 18,6 Prozent der aktiven Spender den umfassenden medizinischen Check als wichtig. Dieser schließe unter anderem Infektionskrankheiten aus und stelle die Qualität der abgegebenen Proben fest.
Eine überdurchschnittliche Spermienqualität sei für die Samenspende notwendig, weil die Proben auch nach dem verfahrensbedingten Einfrieren und Auftauen hoch fertil bleiben müssen.
Kein primäres finanzielles Interesse
74 Prozent der potenziellen Spender hätten angegeben, ein positives Ergebnis im Gesundheitscheck würde sie in ihrem Vorhaben bestärken, eine Spende abzugeben.
Ob sie später eigene Kinder zeugen könnten, interessiere 65 Prozent von ihnen. 29,5 Prozent der potenziellen und immerhin 15,2 Prozent der aktiven Spender gaben an, sie fänden es "toll, dass Kinder mit eigenen Zügen" geboren würden.
Auch Neugier bezüglich der eigenen Zeugungsfähigkeit und gesundheitlichen Verfassung sei laut Studie eines der Motive für eine Samenspende.
Die finanzielle Aufwandsentschädigung werde von einem Großteil der Männer als das gesehen, was sie ist nach Ansicht der erlanger Samenbank auch sein soll: ein Ausgleich für Anfahrtskosten und investierte Zeit. Viel wichtiger sei ihnen die altruistische Motivation, "kinderlosen Paaren zu helfen". Dieses Motiv hätten 75 Prozent der aktiven und 60 Prozent der potenziellen Spender zu Protokoll gegeben.
Übrigens sei für 50 Prozent der Befragten der unerfüllte Kinderwunsch von Freunden oder die eigene Familienplanung erst der Auslöser gewesen, sich überhaupt mit dem Thema Samenspende zu beschäftigen, wie die Befragung ergeben habe.
Spender bevorzugen Anonymität
Als die größten Barrieren vor der Entscheidung für eine Samenspende bestätigt die Studie laut Erlanger Samenbank bekannte Diskussionspunkte, insbesondere eine als zu gering wahrgenommene gesellschaftliche Akzeptanz von Samenspendern. Nicht zuletzt deshalb hätten wohl nur 25,8 Prozent der potenziellen Spender angegeben, sich offen zur Spende bekennen zu wollen.
Aktive Spender suchten positives Feedback eher im vertrauten Umfeld (52,1 Prozent). Am wichtigsten sei beiden Gruppen, was die aktuelle Partnerin über die Spende denke - das hätten 52,1 Prozent der potenziellen und 38,5 Prozent der aktiven Spender angegeben.
Ein spannender Punkt im Studienbericht sei die Einstellung zur Samenspende im Elternhaus: Sie werde von den Befragten entweder stark positiv oder stark negativ eingeschätzt.
23,8 Prozent der potenziellen und 30 Prozent der aktiven Spende würden ihren Eltern die Spende verheimlichen - dem stehen 29,4 Prozent der potenziellen respektive 30 Prozent der aktiven Kandidaten gegenüber, die im Elternhaus offen darüber sprechen würden.
Die zweitwichtigste Barriere sei die rechtliche Situation. Fast 58 Prozent der potenziellen Spender hätten Angst, im Nachhinein belangt zu werden - etwa durch Unterhaltszahlungen. Sie wünschten sich mehr rechtliche Sicherheit. Immerhin befürchteten 40 Prozent der aktiven Spender keinerlei Konsequenzen. Die Männer sähen sich nicht als Vater, sondern lediglich als Erzeuger.
Dafür, dass der Spender grundsätzlich frei von Ansprüchen bleibe, sorgt nach Angaben der Erlanger Samenbank nicht zuletzt ein Vertrag, der von den Paaren, die durch eine Samenspende schwanger werden möchten, unterzeichnet wird.
Nur einer von zehn Bewerbern werden Spender
Das Risiko, später Unterhalt für das Kind zahlen zu müssen, sei hohen juristischen Hürden unterworfen und daher eher theoretisch und sehr gering. Auch habe es in Deutschland noch nie einen Fall gegeben, in dem ein Kind überhaupt versucht hätte, einen Samenspender gerichtlich als Vater feststellen zu lassen.
Der Aufwand, welcher zur Abgabe einer Samenspende nötig ist, wird laut Studie von 64 Prozent der potenziellen und 69 Prozent der aktiven Spender als angemessen angesehen. Und das, obwohl die Spende mindestens die Abgabe von sechs geeigneten Spenden in einem Spendenzyklus sowie ärztliche Untersuchungen zu Beginn und Ende umfasse.
Als Spender infrage kämen dann nur Kandidaten, bei denen mehr als drei der abgegebenen Spenden tauglich sind.
Nur einer von zehn Bewerbern werde auch Spender. Neben den medizinischen Voraussetzungen, die gegeben sein müssten, stünden auch ausführliche Vorgespräche mit den Ärzten an.