COVID-19
2340 US-Dollar für Remdesivir
Gilead hat angekündigt, Remdesivir gegen COVID-19 „weit unter seinem medizinischen Wert“ bepreisen zu wollen.
Veröffentlicht:Foster Citiy. In einem „offenen Brief“ hat zu Wochenbeginn der Vorstandsvorsitzende des kalifornischen Biotechunternehmens Gilead, Daniel O’Day, Überlegungen zur Preisbildung für seinen Virushemmer Remdesivir (Veklury®) mitgeteilt.
Das Mittel ist in den USA seit Anfang Mai zur Notfallbehandlung ausschließlich schwerer COVID-19-Fälle zugelassen („Emerging Use Authorization“). Erst vor wenigen Tagen hatte auch ein Fachausschuss der europäischen Arzneimittelagentur EMA eine Empfehlung zur bedingten Zulassung abgegeben.
Es gebe kein Drehbuch für die Preisfindung einer Innovation gegen eine pandemische Erkrankung, so O’Day. „Unter normalen Umständen“ bemesse sich der Preis am medizinischen Wert. In den USA lasse sich die Minderung des Klinikaufenthalts infolge einer Remdesivir-Therapie auf durchschnittlich 12.000 Dollar je Patient taxieren.
Man habe sich allerdings entschieden, „deutlich unter diesem Wert“ zu bleiben. In Industrieländern werde ein Durchstechfläschchen 390 Dollar (rund 345 Euro) kosten. Bei einem üblicherweise fünftägigen Behandlungszyklus ergäben sich demnach pro Patient Kosten von 2340 Dollar (rund 2075 Euro).
Ein Preis für – fast – alle
Mit dieser Kalkulation beabsichtige Gilead, einen möglichst zügigen Produktzugang zu gewährleisten und langwierige, zumal jeweils von Land zu Land unterschiedlich aufzusetzende Erstattungspreisverhandlungen zu vermeiden. Der Preis von 390 Dollar je Durchstechflasche werde unterschiedslos in sämtlichen entwickelten Ländern aufgerufen, heißt es.
Auch im Heimatmarkt USA sollen pro Remdesivir-Dosis 390 Dollar zu zahlen sein. Angesichts der Abschläge, die öffentliche Gesundheitsprogramme jedoch forderten, würden privaten Krankenversicherungen 520 Dollar je Einzeldosis in Rechnung gestellt. O‘Day lässt allerdings durchblicken, dass das Unternehmen in Härtefällen auch zu individuellen Hilfeleistungen bereit sei.
Zur Bedarfsdeckung in Ländern der sogenannten Dritten Welt hat Gilead nach Angaben seines CEO Vereinbarungen mit Generikaherstellern geschlossen, die Remdesivir zu „substanziell niedrigeren Kosten“ vertreiben werden.
Wie O’Day weiter ausführt, wird Gilead bis Ende dieses Jahres rund eine Milliarde Dollar in die klinische Entwicklung Remdesivirs sowie den Aufbau einer industriellen Fertigung investiert haben. (cw)