Umfrage der Arzneihersteller

Ältere Menschen schätzen Gefahr von Arzneimittelknappheit als hoch ein

30 Prozent der Befragten haben in 2022 Knappheit beim Arzneikauf erlebt. Bundesregierung setzt auf Vorratshaltung. Hersteller von patentfreien Arzneien rechnen mit Marktrücknahmen.

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Leere Schubladen: Ältere Menschen schätzen die Gefahr von Arzneimittelknappheit laut einer Umfrage als hoch ein.

Leere Schubladen: Ältere Menschen schätzen die Gefahr von Arzneimittelknappheit laut einer Umfrage als hoch ein.

© Stefanie Oberhauser/EXPA/picture alliance

Berlin. Viele Menschen in Deutschland fürchten einer Umfrage zufolge Knappheiten bei Arzneien.

Insgesamt 38 Prozent der Befragten schätzen die Gefahr von Lieferengpässen als „sehr hoch“ oder „eher hoch“ ein, zeigt eine neue Studie des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH), die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Auf der anderen Seite steht ein Drittel der Teilnehmer, die die Gefahr für „niedrig“ oder „sehr niedrig“ hält, so die repräsentative Umfrage, an der im Herbst 2000 Menschen teilnahmen.

Dabei schätzten besonders Menschen zwischen 50 und 69 Jahren die Gefahr von Lieferengpässen als groß ein (insgesamt 41 Prozent) sowie Menschen über 70 Jahre (43 Prozent). Schwierigkeiten oder Knappheiten beim Kauf von Arzneien erlebt haben jedoch vor allem die 30- bis 49-Jährigen (37 Prozent) und weniger Menschen über 70 (22 Prozent).

Antibiotika und Onkologika waren knapp

Lieferengpässe gab es zuletzt bei patentfreien Medikamenten wie Fiebersäften für Kinder, aber auch bei Präparaten für Erwachsene wie Antibiotika, Krebsmedikamenten und Blutdrucksenkern.

Insgesamt haben laut Studie 30 Prozent der Befragten binnen zwölf Monaten Schwierigkeiten oder Knappheiten beim Kauf von Arzneien erlebt. Zum Vergleich: Im Juni 2022 waren es 18 Prozent gewesen, so der BAH.

Dort glaubt man aber nicht, dass sich die Lage seither deutlich zugespitzt hat, sondern, dass die zunehmende Medienberichterstattung zu einer „gefühlt“ verschlechterten Versorgungslage beigetragen habe.

Regierung plant mit Vorratshaltung

Generell hätten jüngere Bevölkerungsgruppen sowie Haushalte mit Kindern, Pflegebedürftigen oder chronisch Kranken öfter Probleme beim Kauf von Arzneien erlebt, erklärte der BAH.

Doch Angst vor Engpässen haben demnach eher Ältere sowie chronisch Kranke und Menschen, die viele Medikamente brauchen, darunter viele Rentner, obwohl diese Gruppe nicht signifikant häufiger Probleme erlebt habe. Ältere seien aber oft von schweren Krankheiten betroffen und sorgten sich mehr.

Die Bundesregierung setzt im Kampf gegen knappe Arzneien an mehreren Stellen an. So sollen nach Plänen des Gesundheitsministeriums neue Regeln für Vorräte als Puffer kommen. Zum Auffangen kurzfristiger Störungen in der Lieferkette oder kurzzeitiger größerer Mehrbedarfe werde „eine Pflicht zur mehrmonatigen Lagerhaltung“ eingeführt, heißt es in einem Referentenentwurf für ein geplantes Gesetz.

Hersteller erwarten Marktrücknahmen

Der Entwurf folgt auf Eckpunkte, die Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bereits Ende vergangenen Jahres vorgelegt hatte. Sie sehen auch neue Preisregeln vor, die Lieferungen nach Deutschland für Arzneihersteller wirtschaftlich attraktiver machen sollen.

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Hersteller von patentfreien Arzneien sehen aber weiter hohen Kostendruck bei Arzneien. Sie erwarten teils, Arzneien vom Markt nehmen zu müssen, heißt es in einer Umfrage des Lobbyverbands Pro Generika.

Die Hersteller beklagen steigende Kosten bei zugleich strenger Preisregulierung in Deutschland, sodass sich einige Firmen aus der Produktion etwa von Kinder-Fiebersäften zurückgezogen habe. (dpa)

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