„Wohnen mit Weitblick“
Ärzte entwickeln Wohnkonzept für Pflegebedürftige
Vornehmlich Ärzte finanzieren die Seniorenwohnanlage „Wohnen mit Weitblick“. Das Konzept verbindet den Wunsch von Pflegebedürftigen nach Eigenständigkeit mit einer Rundum-Betreuung.
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Gemeinsame Aktivitäten: „Mensch Ärger Dich nicht“ bringt den Geist auf Touren und macht auch noch Spaß.
© Petra Zieler
Schönebeck. „Wohnen mit Weitblick“ heißt ein seniorengerechtes Wohnprojekt in Schönebeck – und das nicht nur der Aussicht wegen. Engagement für die Region plus sinnvolle und sichere Geldanlage – das ergibt ein tragfähiges Versorgungskonzept für die Zukunft. Zumindest in Schönebeck, wo zehn Investoren, vornehmlich Ärzte, eine Seniorenwohnanlage anderer Art finanzieren. Die ersten 13 Wohnungen wurden Anfang des Jahres bezogen. Für die 28 Wohnungen, die im gegenüberliegenden Gebäude einer einstigen Berufsschule entstehen, gibt es bereits eine Warteliste.
Eigene Wohnung für jeden
Alle aktuellen Bewohner haben eine Pflegestufe, für die meisten wäre ein Leben allein in den eigenen vier Wänden zumindest problematisch. „Wohnen mit Weitblick“ verbindet den Wunsch nach Eigenständigkeit und Integrität mit einer Rundum-Betreuung. Jeder Bewohner hat eine eigene Wohnung mit ein oder zwei Zimmern, Bad und einer kleinen Küche inklusive intelligenter Sicherheitssysteme. Glasfaserkabel und WLAN-Anbindung gehören zum Standard.
„Voraussetzung auch für Videosprechstunden. Bewohner, die dabei unsicher sind, werden vom Pflegepersonal unterstützt“, sagt Allgemeinmediziner Dr. Burkhard John, gemeinsam mit Projektentwickler Sven Ebert ist er Geschäftsführer der Holding. Im unteren Bereich, wo auch der ambulante Pflegedienst „Vier Jahreszeiten“ seinen Stützpunkt hat, gibt es einen großen Gemeinschaftsraum. Im Winter und bei schlechtem Wetter quasi der Marktplatz des Projektes. Vom Frühstück an können die Bewohner hier versorgt und betreut werden. „Jeder kann, keiner muss.“ Das ist Pflegedienstleiterin Anja Ebert besonders wichtig.
Ärzte suchten für ihre Angehörigen
Die Angebote, einschließlich wöchentlichem Shuttle zum Einkauf, sind so vielfältig, dass sie gern angenommen werden. Im Sommer dient die großzügige Außenanlage nicht nur zum Flanieren und gemütlichen Verweilen. Hier können auch Hochbeete bepflanzt werden oder Grillfeste steigen – gern auch mit den eigenen Familienangehörigen. „Körperlich und geistig fit zu bleiben, um die Selbstständigkeit zu erhalten, möglichst Klinikaufenthalte und Pflegeheim zu ersparen – das ist unser Ziel“, so John. Viele Kollegen hätten bei der Suche nach einer geeigneten Unterbringung für eigene Familienmitglieder keine gute Erfahrungen gemacht. „So ist unsere Idee langsam gereift.“ Rund sechs Millionen Euro war den Investoren die Verwirklichung wert, zwei für den ersten, vier für den zweiten Bauabschnitt.
Neben den Wohnungen sollen hier auch Räumlichkeiten für den seit vielen Jahren in Schönebeck ansässigen AGR-Seniorenrehakomplex entstehen. „Verlassen Reha-Patienten am Nachmittag die Einrichtung, soll sie unseren Bewohnern offen stehen. Fitness, Ergo- und Physiotherapie inklusive. Damit wollen wir vor allem Pflege vermindern oder sogar zusätzliche Pflege verhindern helfen. Bei allen Problemen im Bereich der Pflege wird dieser Gedanke bisher wenig beachtet“, meint John. Je nach Wohnungsgröße zahlen die Bewohner monatlich zwischen 1200 und 2000 Euro. Inbegriffen sind Pflege und Betreuung (auch der 22-Uhr-Rundgang des Pflegepersonals durch die Wohnungen gehört dazu) sowie die Nutzung sämtlicher Gemeinschaftseinrichtungen, einschließlich Waschmaschinen.