Darmkrebs
Alternatives Vorsorgemodell der AOK
In einem Modellvorhaben will die AOK Bayern die Kapselendoskopie des Dickdarms als Früherkennungsuntersuchung anbieten. Dazu wurde eine Region in Oberfranken ausgewählt.
Veröffentlicht:MÜNCHEN. Die Inzidenz für Darmkrebs liegt in der Region Hof in Oberfranken über dem bayerischen Durchschnitt. Die Teilnahmerate an den Früherkennungsuntersuchungen ist hingegen unterdurchschnittlich.
Für die AOK Bayern ist das mit ein Grund, ihren Versicherten im Rahmen eines Modellvorhabens seit 1. August die Kapselendoskopie des Dickdarms anzubieten.
"Wir wollen die Teilnehmerzahlen an der Früherkennung erhöhen", erklärte AOK-Vorstandsvorsitzender Dr. Helmut Platzer.
Zwar sei es gelungen, die Vorbehalte gegen die Darmspiegelung zur Früherkennung durch Aufklärungskampagnen zu senken, erläuterte Platzer. Es gebe aber trotzdem immer noch viele, die aus Angst vor Schmerzen oder aus Scham vor dem Eingriff zurückschrecken.
Keine Zusatzkosten für Versicherte
Für diese Menschen sei die schmerzfreie und nicht-invasive Kapselendoskopie, die diagnostisch vergleichbare Ergebnisse liefere, in erster Linie gedacht.
Teilnehmen können AOK-Versicherte aus der Region ab 55 Jahre, bei familiärer Darmkrebsbelastung liegt die Altersgrenze bei 45 Jahren. Für die Versicherten entstehen keine Zusatzkosten.
Partner für das auf zwei Jahre angelegte Modellvorhaben ist das MVZ Hochfranken und dessen Ärztlicher Leiter Marwan Khoury. Im Gegensatz zur Darmspiegelung sei bei der Kapselendoskopie keine Betäubung erforderlich, erläuterte Khoury.
Der Patient schlucke eine Kapsel mit zwei integrierten Kameras, die den gereinigten Darm passiert und dabei kontinuierlich Bilder digital an einen Rekorder überträgt, den der Patient an einem Gürtel trägt.
Nach Khourys Angaben werden bei etwa 20 Prozent der Patienten Darmpolypen entdeckt, die dann bei einer Darmspiegelung auf Wunsch am gleichen Tag entfernt werden können.
GBA hat noch nicht bewertet
Anders als die Kapselendoskopie des Dünndarms, die seit Februar 2011 Bestandteil des GKV-Leistungskatalogs ist, hat der Gemeinsame Bundesausschuss die Dickdarm-Kapselendoskopie noch nicht bewertet.
Der Modellversuch werde wissenschaftlich evaluiert, berichtete Platzer. Von den Ergebnissen werde es dann abhängen, ob sich die AOK Bayern für eine flächendeckende Einführung einsetzen wird.