Steigende Inzidenz

Amtsärzte plädieren für Corona-Impfung von Kindern ab 12 Jahren

Vor dem Hintergrund steigender Corona-Inzidenzen spricht sich die Chefin der Amtsärzte, Dr. Ute Teichert, für eine Impfung von Kindern ab 12 Jahren aus. Auch in der Politik hält die Impfdebatte unvermindert an.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Ein Mädchen wird in einer Hausarztpraxis mit dem Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer geimpft. Die STIKO hat bislang keine generelle Impfempfehlung für ab 12-Jährige ausgesprochen.

Ein Mädchen wird gegen COVID-19 geimpft. Die STIKO hat bislang keine generelle Impfempfehlung für ab 12-Jährige ausgesprochen.

© milanmarkovic78 / stock.adobe.com

Berlin/München. Im Kampf gegen eine vierte Coronavirus-Welle geraten die Jüngeren in der Gesellschaft zunehmend in den Fokus.

Die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Dr. Ute Teichert, sprach sich am Mittwoch dafür aus, allen Kindern ab 12 Jahren ein Impfangebot zu machen. „Wenn die Vakzine getestet, geprüft und zugelassen sind, sehe ich keinen Grund, sie nicht zur Impfung zu empfehlen, auch für Jüngere“, sagte die Ärztin den Zeitungen der „Funke Mediengruppe“.

Vermehrt Infektionen unter jungen Menschen

Teichert verwies darauf, dass die aktuellen Inzidenzen in den niedrigeren Altersgruppen besonders hoch seien. „Das wird sich bald in die noch jüngeren Gruppen verschieben.“ Sie frage sich daher, warum man junge Menschen nicht impfen solle, zumal sie viele Kontakte hätten. Schon deshalb sei es sinnvoll, sie zu impfen.

Nach Comirnaty® von BioNTech/Pfizer hatte zuletzt auch der US-amerikanische Hersteller Moderna für seine mRNA-Vakzine Spikevax® eine Zulassungserweiterung in der EU für die ab 12-Jährigen erhalten. Die Ständige Impfkommission hat bislang keine generelle Impfempfehlung für die ab 12-Jährigen ausgesprochen.

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Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder hatte unlängst erklärt, er habe zwar Verständnis für die Haltung der STIKO zur Impfung von Schülern. Die Politik müsse aber Entscheidungen treffen.

Politiker im Bund und in den Ländern fürchten aktuell, dass es mit Beginn des neuen Schuljahrs wegen der ansteckenderen Delta-Variante vermehrt zu Infektionsausbrüchen in den Einrichtungen kommt. Impfungen für Kinder sollen daher auch Gegenstand der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sein. Die Beratungen finden bereits am 10. August per Videoschalte statt.

Gut 50 Prozent vollständig geimpft

Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte sich zuletzt für ein Impfangebot an Kinder ab 12 Jahren ausgesprochen. Am Ende müssten diese zusammen mit ihren Eltern und den behandelnden Kinder- und Jugendärzten entscheiden.

Spahn teilte am Mittwoch via „Twitter“ mit, inzwischen seien gut 50 Prozent der Bundesbürger vollständig gegen COVID-19 geimpft. Das sei ein guter Fortschritt. Es brauche aber noch mehr Menschen, „um auch diejenigen zu schützen, die sich nicht selbst impfen lassen können“.

Aiwanger: Keine Jagd auf Ungeimpfte

Bayerns Vize-Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger warnte unterdessen davor, Druck auf Ungeimpfte auszuüben. Bei der Frage, was dem Einzelnen vom Staat aufgezwungen werden dürfe, sei eine „rote Linie“ nicht zu überschreiten, sagte der Vorsitzende der Freien Wähler im „Deutschlandfunk“ am Mittwoch. Diese Grenze sei die Entscheidung über den eigenen Körper.

Bei bestimmten Anlässen seien weiter Tests nötig, sagte Aiwanger. Dies sei besser, als „Jagd“ auf Ungeimpfte zu machen. Impfskeptiker seien mit Argumenten zu überzeugen.

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) erklärte am Mittwoch, es sei jetzt „für alle die Zeit, sich impfen zu lassen“. Bayern biete auch in den Ferien über zahlreiche Wege Corona-Impfungen an. Die Impfzentren könnten ohne Termin und komplizierte Bürokratie aufgesucht werden. Die Menschen sollten den Sommer „für sich zu einem Impf-Sommer“ machen, wiederholte Holetschek seinen Aufruf vom Sonntag. (mit dpa)

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