Kommentar
Anreize für, nicht gegen die Niederlassung, bitte!
Dass die AOK-Gemeinschaft und die politische Vertretung der Haus- und Fachärzte im Vorfeld von Wahlen aneinandergeraten, überrascht nicht.
Veröffentlicht:Kurz vor knapp hat das Ampel-Aus auch die Entbudgetierung der Arbeit der Hausarztpraxen verhindert. Die Koalition hat damit verpasst, den Budgetdeckel in der ambulanten ärztlichen Versorgung zu lüften.
Das ist aus der Warte des AOK-Bundesverbands eine Chance. Folgerichtig nutzt er die Situation, um vor den Wahlen seine Interessen für die Koalitionsverhandlungen danach in Stellung zu bringen. Über alle KV-Regionen betrachtet, liegen die Auszahlungsquoten für die Ärztinnen und Ärzte bei annähernd 100 Prozent. Disparitäten gibt es regional. Alles nur halb so schlimm also?
Nein! Es fehlt die gesetzliche Festschreibung der Entbudgetierung, die mit der „Ampel“ in der Diskontinuität untergegangen ist, als Sicherheit. Der AOK-Bundesverband nutzt genau diesen Umstand: Die Entbudgetierung der hausärztlichen Versorgung soll möglichst auch in der kommenden Legislatur und danach nicht kommen.
Stattdessen, so der Kassenverband in seinen Positionen zur Bundestagswahl, soll die künftige Koalition am besten gleich alle Anreize für die Haus- und auch für die Fachärzte schleifen: die für die Terminvermittlung, die extrabudgetäre Vergütung der offenen Sprechstunde und sogar die längst geltende Entbudgetierung der Kinder- und Jugendmediziner. Dies alles habe keinen erkennbaren Nutzen in der Versorgung.
Da irrt der AOK-Verband. Um Versorgungssicherheit herzustellen, braucht es jeden Anreiz zur Niederlassung.