Wanderausstellung

Ausstellung zur Rolle der Ärzte in der NS-Zeit in Stuttgart eröffnet

Die Wanderstellung „Systemerkrankung. Arzt und Patient im Nationalsozialismus“ macht bis Ende Februar in den Räumlichkeiten der KV Baden-Württemberg Station.

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Stuttgart. Seit Donnerstag ist im Verwaltungsgebäude der KV Baden-Württemberg (KVBW) in Stuttgart die Wanderausstellung der KBV „Systemerkrankung. Arzt und Patient im Nationalsozialismus“ zu sehen. Bis Ende Januar war die Ausstellung in den Räumlichkeiten der KBV in Berlin-Tiergarten zu sehen.

KV-Vorstandschef Dr. Karsten Braun erinnerte anlässlich der Eröffnung am Mittwochabend daran, dass vor 80 Jahren die Gründungsversammlung der „Kassenärztlichen Vereinigung Württemberg“, der Vorläuferorganisation der KVBW, stattfand. Schaue man auf die Entwicklung des KV-Systems nach dem Krieg, dann „müssen wir auch den Abgrund in den Blick nehmen, aus dem unsere Standesorganisationen wieder herausfinden mussten“.

Die Schau mache die tiefe Verstrickung der Ärzteschaft in die Ideologie des Nationalsozialismus deutlich, so der KV-Chef: „Die Ärzteschaft war nicht einfach nur Mitläufer, sondern machte sich zum willigen Vollstrecker der nationalsozialistischen Rassenhygiene und Eugenik.“

Ärzteschaft forderte Einführung von Zwangssterilisationen

Nach Darstellung des Historikers Dr. Aaron Pfaff hat sich die württembergische Ärzteschaft bei den Themen Rassenhygiene und Eugenik im negativen Sinne hervorgetan. So hätten die Delegierten der Ärztekammer einen Beschluss verabschiedet, mit dem die württembergische Staatsregierung aufgefordert wurde, Zwangssterilisationen einzuführen, sagte Pfaff, der mit Unterstützung der Landesärztekammer über die Ärzteschaft in Württemberg und Baden in der Zeit von 1920 bis 1960 geforscht hat. Er ist 2023 für seine Arbeit mit dem Herbert-Lewin-Preis ausgezeichnet worden.

Pfaff berichtete in Stuttgart, Anzeichen eines erkennbaren Widerstands in der Region habe er nicht finden können: „Zu viele Ärzte ordneten sich bereitwillig unter.“

Ärztekammer installierte Gedenktafel in der Tötungsanstalt Grafeneck

Im Januar 2018 hat die Landesärztekammer Baden-Württemberg in der Gedenkstätte der ehemaligen Tötungsanstalt Grafeneck eine Gedenktafel eingeweiht, mit der an die 10.654 Menschen mit geistigen Behinderungen und psychischen Erkrankungen erinnert wird, die dort ab 1940 von Ärzten ermordet wurden. Auf der Tafel heißt es unter anderem: „Wir bekennen uns zur Schuld der Ärzte an diesem Verbrechen.“

Die Ausstellung in den Räumen der KVBW kann bis Ende Februar von Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr besichtigt werden. Bei Gruppen wird um vorherige Anmeldung unter 0711/7875-0 gebeten. (fst)

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