Corona-Lockdown
BÄK-Präsidium stellt sich hinter Bund-Länder-Beschlüsse
Die Führung der Bundesärztekammer sieht in den Bund-Länder-Beschlüssen eine „wichtige Notbremse“ in der aktuellen Corona-Situation. Nicht alle Ärzteverbände unterstützen das Positionspapier der KBV.
Veröffentlicht: | aktualisiert:Berlin. Die Spitze der Bundesärztekammer (BÄK) hat sich hinter den von Bund und Ländern am Mittwoch beschlossenen Teil-Lockdown im November gestellt. Ein ungebremster Verlauf der massiven Ausbreitung des Corona-Virus könne zu einer Überlastung des Gesundheitssystems und zu einer Gefährdung der gesundheitlichen Versorgung führen. Deshalb seien die Beschlüsse „aus medizinischer Sicht angemessen und geboten“, hat die BÄK am Donnerstagabend mitgeteilt.
„Insbesondere ist die Offenhaltung von Kindertagesstätten und Schulen aus infektiologischer Sicht vertretbar und mit Blick auf die körperliche und mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen geboten“, betonen BÄK-Präsident Dr. Klaus Reinhardt sowie die Vizepräsidentinnen Dr. Ellen Lundershausen und Dr. Heidrun Gitter.
Zugang zu Medizin sicherstellen
Gesundheitliche Schäden in der Bevölkerung durch die Umsetzung der Maßnahmen müssten aber vermieden werden und der Zugang zu notwendigen medizinischen Leistungen müsse zu jeder Zeit sichergestellt sein. Zusätzlich zur Begrenzung der Neuinfektionen seien „praktikable Schutzkonzepte“ speziell für die Risikogruppen erforderlich, fordern Reinhardt, Lundershausen und Gitter. Dafür müssten Angehörigen von Risikogruppen ausreichend FFP-2-Masken zur Verfügung gestellt werden.
Richtig sei, dass die Kosten für Schnelltests auf SARS-CoV-2 für Bewohner und Patienten in Pflegeheimen und Krankenhäusern sowie deren Besucher übernommen werden sollen. Wissenschaftliche Untersuchungen zu Sensitivität und Spezifität von Antigentests sollten gleichwohl zusätzlich gefördert werden.
Nicht erwähnt wird in der Meldung das Positionspapier der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) sowie der Virologen Professor Hendrik Streeck (Universität Bonn) und Professor Jonas Schmidt-Chanasit (Universität Hamburg). Darin entwerfen die Autoren eine langfristige Strategie zum Umgang mit dem neuartigen Coronavirus, die nicht auf wiederholtes Herunterfahren des gesellschaftlichen Lebens abzielt.
„ÄrzteTag“-Podcast
Was Ärzte an der Corona-Strategie der Regierung stört
Zahlreiche Ärzteverbände haben Unterstützung für das Positionspapier signalisiert.
Nicht alle Verbände hinter der KBV
Eine Gegenposition dazu haben nun der Berufsverband der Deutschen Anästhesisten (BDA) und die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin bezogen. Die Stellungnahme der KBV zum jetzigen Zeitpunkt sei nicht zielführend und trage nur zu weiterer unnötiger Verunsicherung bei, heißt es beim BDA.
Zu einer deutlichen Einschränkung von Kontakten und damit der Ausbreitungsmöglichkeit der Infektion gebe es derzeit keine Alternative, betonte BDA-Präsident Professor Götz Geldner am Donnerstag. Stärker als im Frühjahr gehe es jetzt darum, einen Kollaps der gesamten Intensivmedizin in Deutschland und damit sehr viele Tote zu vermeiden. „Wir können der Lawine, die sich bald lösen könnte, als Gesellschaft und Gesundheitssystem nicht tatenlos zusehen“, sagte Geldner.
Der Verband hat sich offiziell von dem Positionspapier der KBV distanziert. Als Mitgliedsverband des Spitzenverband Fachärzte war er zunächst unter den Unterstützern aufgeführt worden.
Und auch der Berufsverband Deutscher Rheumatologen (BDRh) hat in einer Pressemitteilung ausdrücklich klargestellt, dass er weder dieses Positionspapier unterstütze noch einer Aufführung des Verbands zugestimmt habe. „Derartige Taschenspielertricks um einen breiten Rückhalt in der Ärzteschaft vorzutäuschen, sind nicht akzeptabel“, heißt es weiter. Im Interesse der Patienten stehe der Verband hinter den von der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen. Der BDRh habe das die KBV aufgefordert, sie von der Liste der namentlich aufgeführten Unterstützer zu streichen.(af)