Erste Ergebnisse einer Repräsentativumfrage

BZgA: Zustimmung in der Bevölkerung zur Organspende so hoch wie nie, aber …

Die gute Nachricht lautet: Die Zustimmung zur Organspende in Deutschland ist einer Umfrage der BZgA zufolge so hoch wie nie. Die weniger gute Nachricht ist: Haltung allein reicht nicht, um die Wartelisten auf ein Organ zu verkürzen.

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Ja oder nein? Auch die Stiftung Organspende erinnert die Bundesbürger regelmäßig daran, ihre Entscheidung zur Organspende zu dokumentieren.

Ja oder nein? Auch die Stiftung Organspende erinnert die Bundesbürger regelmäßig daran, ihre Entscheidung zur Organspende zu dokumentieren.

© Marie Reichenbach/dpa

Köln/Berlin. Die positive Einstellung zum Thema Organ- und Gewebespende in der Bevölkerung ist mit 85 Prozent so hoch wie nie zuvor: Dies ist ein erstes Ergebnis einer am Montag vorgestellten Repräsentativbefragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Köln.

Gut 60 Prozent geben demnach an, eine Entscheidung zur Organ- und Gewebespende getroffen zu haben – ähnlich viele, wie in der letzten Erhebung von 2022. Damals waren es 61 Prozent, die sich entsprechend äußerten.

Immerhin 45 Prozent der Befragten haben ihre Entscheidung in Form eines Organspendeausweises und/oder einer Patientenverfügung dokumentiert. 16 Prozent der Befragten haben zwar eine Entscheidung getroffen, diese aber bislang nicht schriftlich festgehalten.

Wissenslücken in Sachen Organspende gibt es weiter, es sind aber weniger geworden: Von den aktuell Befragten fühlten sich 39 Prozent gut informiert, im Jahr 2016 waren es 33 Prozent. Etwa jeder dritte Befragte (31 Prozent) kennt auch das digitale Organspende-Register, in dem seit März 2024 jeder seine Entscheidung vermerken kann.

Nießen: Es braucht eine bewusste Entscheidung

Der Eintrag ist freiwillig und kostenlos. Er kann jederzeit geändert oder widerrufen werden. Auf die Frage, ob man eine Entscheidung dort eintragen würde, antworteten 31 Prozent der Befragten mit „ganz sicher“ und 48 Prozent mit „vielleicht“.

Der kommissarische Leiter der BZgA und Errichtungsbeauftragte eines Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (BiÖG), Dr. Johannes Nießen, sprach mit Blick auf die 85 Prozent Zustimmung zur Organ- und Gewebespende von einem „Rekordwert“.

Eine wohlwollende Haltung allein reiche aber nicht: „Es zählt, eine bewusste Entscheidung zu treffen und zu dokumentieren“, betonte Nießen. Noch immer warteten in Deutschland rund 8.300 Menschen auf ein Spenderorgan. In Deutschland gilt seit 2020 die Entscheidungslösung – zuletzt hatte es wiederholt Rufe nach Einführung der Widerspruchslösung bei der Organspende gegeben.

Vorstoß für Widerspruchslösung nur aufgeschoben

Ein entsprechender fraktionsübergreifender Antrag war zwar in erster Lesung im Bundestag erörtert worden, für eine zweite und dritte Lesung hatte es aber nicht mehr gereicht. „Es ist bedauerlich, dass der Gesetzentwurf zur Widerspruchslösung in dieser Legislaturperiode nicht mehr zum Abschluss gebracht werden kann“, sagte einer der Mitinitiatoren des Antrags, der Grünen-Politiker und Arzt Armin Grau, am Montag in Berlin.

Die parlamentarische Initiative werde jedoch nach der Bundestagswahl „in jedem Fall“ wieder aufgegriffen. Die Widerspruchslösung schaffe gerade für Angehörige eine „deutliche Entlastung“, zeigte sich Grau überzeugt. (hom)

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