Bayerischer Hausärzteverband vor der Zerreißprobe
Der Rückzug von Wolfgang Hoppenthaller aus dem Bayerischen Hausärzteverband bringt die Verbandsspitze immer mehr in Zugzwang.
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Der Austritt von Dr. Wolfgang Hoppenthaller könnte fatale Folgen für den Bayerischen Hausärzteverband haben - nämlich dann, wenn ihm viele Ärzte nachfolgen.
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MÜNCHEN (sto). Der Vorstand des Bayerischen Hausärzteverbandes (BHÄV) hat erneut bekräftigt, dass er seinen bisherigen Kurs in der Vertragspolitik fortsetzen werde.
In einem Mitglieder-Rundschreiben zum Austritt von Dr. Wolfgang Hoppenthaller, dem langjährigen Vorsitzenden des Hausärzteverbandes in Bayern, aus dem Verband schreibt der Vorstand, man sei überzeugt, "über den Verhandlungsweg und über Schiedsverfahren die hausarztzentrierte Versorgung langfristig und nachhaltig in Bayern etablieren zu können".
Hoppenthaller greift Geis an
Hoppenthaller hatte seinem Nachfolger Dr. Dieter Geis vorgeworfen, er umschmeichele Politiker und Krankenkassen mit einer Appeasement-Politik und halte die Kollegen mit Pfarrbriefen in ihrer Depression, anstatt ihnen wieder Selbstbewusstsein zu geben.
Der Bayerische Hausärzteverband kämpfe "uneingeschränkt und engagiert weiter für ein solidarisches Gesundheitssystem und den Erhalt unserer Freiberuflichkeit", äußerte demgegenüber der Vorstand. Im Vorfeld der kommenden Wahlen werde der Druck auf die Politik erhöht, den Paragrafen 73 b in seiner alten Fassung wieder in Kraft zu setzen.
Einige Landesdelegierte verlassen BHÄV
Unterdessen hat die Initiative "BHÄVquovadis", die sich inzwischen in "Hausarzt quo vadis" umbenannt hat, eine Internetumfrage gegen "den Selektivvertragswildwuchs" gestartet. Gefragt wird auch, ob der BHÄV unter der aktuellen Führung nach Auffassung der Teilnehmer ein Mandat hat, Hausarztverträge nach Paragraf 73b abzuschließen.
Mit seinem Austritt aus dem Hausärzteverband in Bayern habe Hoppenthaller erneut bewiesen, "dass er im Kampf um die Existenz der hausärztlichen Versorgung klar, konsequent und mutig seinen Weg geht", heißt es bei Vertretern von "Hausarzt quo vadis" in diesem Zusammenhang.
Etliche der Initiatoren von "Hausarzt quo vadis", darunter auch Landesdelegierte des BHÄV, seien inzwischen aus dem Verband ausgetreten. Entscheidend dabei sei die Einsicht gewesen, dass sich in einem Verband nichts zum Guten wenden könne, dessen Führung keine Perspektiven habe.
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