WIdO-Analyse

Beruf prägt Fehlzeiten stärker als Alter

Welche Erkrankungen Arbeitnehmer haben und wie lange sie deswegen beruflich ausfallen, wird vom Job beeinflusst, den sie ausüben. Über diese Erkenntnis berichtet das WIdO.

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Eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung: Im Schnitt war jedes berufstätige AOK-Mitglied im vergangenen Jahr an 19,9 Tagen krank geschrieben.

Eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung: Im Schnitt war jedes berufstätige AOK-Mitglied im vergangenen Jahr an 19,9 Tagen krank geschrieben.

© Bernd_Leitner / stock.adobe.com

BERLIN. Wie lange Arbeitnehmer erkrankt fehlen, hängt offenbar stark davon ab, welchem Beruf sie nachgehen. Und auch die Art der Erkrankung wird durch den Job beeinflusst.

Das berichtet das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO), nachdem es Daten zur Arbeitsunfähigkeit von rund 14 Millionen arbeitenden AOK-Versicherten aus Jahr 2018 analysiert und ausgewertet hat.

Im Schnitt 19,9 Fehltage je AOK-Mitglied

Durchschnittlich war ein Berufstätiger, der bei der AOK versichert ist, im vergangenen Jahr 19,9 Tage krank geschrieben. Ein Arbeitnehmer, der seine Brötchen in der Ver- und Entsorgung verdient, kommt hingegen im Schnitt auf 32,5 Arbeitsunfähigkeits-Tage.

Beim Ranking der Berufe mit den längsten Fehlzeiten folgen Straßen- und Tunnelwärter (31,4 Tage je AOK-Mitglied) und Beschäftigte in der industriellen Gießerei (30,0 Tage). Die Altenpflege liegt mit 27,7 Tagen auf Platz 10 (siehe nachfolgende Grafik).

Am anderen Ende der Skala stehen Berufstätige in der Hochschullehre und Hochschulforschung mit 4,6 Tagen. Ebenfalls eher selten fehlten Ärzte (8,0 AU-Tage je AOK-Mitglied).

Die starken Unterschiede verringern sich nur wenig, wenn die Altersunterschiede in den Berufen statistisch ausgeglichen werden. Die Art des Berufs beeinflusst die Fehlzeiten stärker als das Alter, folgert das WIdO.

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„Jeder Beruf beinhaltet ein spezifisches gesundheitliches Risikoprofil. Präventionsangebote im Betrieb müssen daher immer auf die jeweilige Berufsgruppe angepasst werden“, fordert Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO, in einer Mitteilung zur Analyse.

Dass der ausgeübte Job spezielle Krankheiten fördert, zeigt sich beim Blick auf die Erkrankungen, die den Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen zugrunde lagen. Wenig überraschend ist, dass körperliche Arbeit Muskel- und Skeletterkrankungen wahrscheinlicher macht.

Interessant ist, dass Ärzte wieder zu den zehn Berufsgruppen mit den niedrigsten Fehlzeiten zählen. Wegen Beschwerden am Bewegungsapparat hat jedes berufstätige Mitglied der Ortskrankenkassen im Schnitt 5,8 Tage im Job gefehlt, bei den AOK-versicherten Ärzten waren es durchschnittlich nur 1,2 Tage.

1,4 Fehltage je AOK-Mitglied aufgrund psychischer Leiden

Ebenfalls unterdurchschnittlich lange fielen Mediziner wegen psychischer Erkrankungen aus. 1,4 Fehltage je AOK-Mitglied stehen bei Ärzten zu Buche, der durchschnittliche Wert über alle Berufe hinweg liegt bei 3,0 Prozent.

Den Spitzenplatz bei den Krankheitstagen aufgrund psychischer Leiden belegen Arbeitnehmer, die im Bereich des Dialogmarketings tätig sind: 7,1 Fehltage je AOK-Mitglied.

Nach Berufstätigen in der Haus- und Familienpflege (6,3 Tage) kommen schon die Beschäftigten in der Altenpflege mit 6,0 Tagen. Die Gesundheits-und Krankenpflege befindet sich mit 4,9 AU-Tage je AOK-Mitglied auf Platz 6 (siehe Grafik).

Krankenstand gestiegen

Insgesamt stieg der Krankenstand bei den AOK-versicherten Beschäftigten an: Um 0,2 Prozentpunkte im Vergleich zu 2017 auf 5,5 Prozent. (ths/fst)

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Wir haben den Beitrag aktualisiert am 13.03.2019 um 15:50 Uhr.

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Kommentare
Ronny Röske 14.03.201909:25 Uhr

Zur Prävention verpflichten

Die Forderung, Präventionsangebote in den Betrieben anzupassen ist sicher gut und richtig, bleibt aber ein frommer Wunsch. Genauso wie es ein frommer Wunsch bleiben wird, der Einzelne möge doch einsehen, dass durch Prävention die Lebenssituation verbessert, oder ein Unternehmer die Wirtschaftlichkeit seines/Ihres Unternehmens verbessern könnte.
Der einzig gangbare Weg ist, sowohl Arbeitnehmer, als auch Arbeitgeber zur Prävention zu verpflichten. Und dies liesse sich sehr unkompliziert über eine Risiko-, bzw. Präventionszulage realisieren. Die könnte bei Unterschreitung der statistischen Kennzahlen 1:1 als Bonusgutschrift jährlich wieder an die Einzahler zurückfliessen.
Dies wäre mal eine echte Motivation!

Dr. Thomas Georg Schätzler 14.03.201908:32 Uhr

Fehlzeiten-Report nicht repräsentativ

Der "Fehlzeiten-Report 2019" von Badura, B., Ducki, A., Schröder, H., Klose, J., Meyer, M. (Hrsg.)
"Topaktuelle, differenzierte Daten
Fakten und Lösungsansätze für Verantwortliche
Jährlich mit neuem Schwerpunktthema", hier Digitalisierung, von
Professor Dr. Bernhard Badura
Universität Bielefeld
Professor Dr. Antje Ducki
Beuth Hochschule für Technik, Berlin
Helmut Schröder
Joachim Klose
Markus Meyer
Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO), Berlin
kann für gut 53 € erworben werden.
https://www.springer.com/gp/book/9783662590430#aboutBook

Aus dem Klappentext:
"Zahlen, Daten, Analysen aus allen Branchen der Wirtschaft
Der Fehlzeiten-Report, der jährlich als Buch erscheint, informiert umfassend über die Struktur und Entwicklung des Krankenstandes der Beschäftigten in der deutschen Wirtschaft und beleuchtet dabei detailliert einzelne Branchen.
Darüber hinaus ist der Report durch umfassende Daten und Analysen ein wertvoller Ratgeber für alle, die Verantwortung für den Arbeits- und Gesundheitsschutz in Unternehmen tragen.
Aus dem Inhalt
• Aktuelle Statistiken zum Krankenstand der Arbeitnehmer in allen Branchen
• Die wichtigsten für Arbeitsunfähigkeit verantwortlichen Krankheitsarten
• Anzahl und Ausmaß der Arbeitsunfälle, Langzeitarbeitsunfähigkeiten oder Inanspruchnahme von Kinderpflegekrankengeld
• Vergleichende Analysen nach Bundesländern, Betriebsgrößen und Berufsgruppen
• Anschauliche Darstellung der Daten durch zahlreiche Abbildungen und Tabellen"

Doch das umfangreiche Zahlenwerk ist in vielen Bereichen nicht repräsentativ.
Die Anzahl der in der AOK versicherten Ärztinnen und Ärzte bzw. Hochschullehrer-/-forscher/-innen dürfte verschwindend gering sein.
Der hohe Krankenstand in der Ver-/Entsorgung und bei Straßen-/Tunnelwärtern dürfte durch die hohe Zahl an Arbeitsunfällen geprägt sein.

Mf + kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund ( z.Zt. Mauterndorf / A )

Veit Kappen 14.03.201907:32 Uhr

Sensationelle Erkenntnis

Na gut, jetzt haben wir es also schriftlich. Aber ich hätte ehrlich gesagt für diese banale Erkenntnis kein Geld der Versicherten auf den Tisch gelegt....

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