Lockerungen in Großbritannien
Britische Regierung arbeitet an Fahrplan für Post-Pandemie-Zeit
Die Maskenpflicht soll in Großbritannien fallen. Außerdem plädiert Gesundheitsminister Javid dafür, mit dem Coronavirus leben zu lernen wie mit dem Grippevirus – und erntet Widerspruch.
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Kunden mit Mund-Nasen-Schutz in einem Liverpooler Geschäft. Premierminister Johnson hat jetzt die Aufhebung vieler COVID-Schutzbestimmungen wie auch die Empfehlung zum Tragen von Schutzmasken bekannt gegeben.
© Peter Byrne / PA Wire / dpa
London. Im britischen Gesundheitsministerium hat man offenbar damit begonnen, eine Strategie und einen Fahrplan für die Zeit nach der COVID-Pandemie und damit „ein Leben mit dem Virus“ zu erarbeiten. Ein Sprecher des Ministeriums sagte in London: „Der Höhepunkt der Pandemie ist überschritten und wir denken schon an die Zeit danach.“
Am Mittwoch hatte Premierminister Boris Johnson die Aufhebung vieler COVID-Schutzbestimmungen wie der Empfehlung zur Heimarbeit und dem Tragen von Schutzmasken bekannt gegeben. Die Empfehlung zum Home Office entfällt ab sofort; das Tragen von Mund- und Nasenschutz wird vom 26. Januar an nicht länger gesetzlich verpflichtend vorgeschrieben sein.
Keine häusliche Quarantäne mehr für Infizierte?
Auch Groß- und Tanzveranstaltungen sollen in wenigen Tagen wieder ohne viele Einschränkungen möglich sein. Und Premierminister Johnson stellte in Aussicht, spätestens ab dem 24. März, wenn die derzeit gültigen COVID-Bestimmungen in England auslaufen, sogar die Pflicht zur häuslichen Quarantäne auch für Infizierte zu beenden. Stattdessen setzt die Regierung auf die Eigenverantwortung und die Vernunft der Bürger.
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Zwar beobachten viele Ärzte und Virologen die Entwicklung mit Sorge, liegt die Zahl der täglich gemeldeten Neu-Infektionen doch oft noch bei mehr als 100.000 Fällen. Allerdings steigt weder die Zahl der intensivmedizinisch versorgten Patienten drastisch. Noch geht die Zahl der Klinikeinweisungen explosionsartig nach oben, so wie im Januar 2021. All dies nährt laut Johnson die Hoffnung, dass das schlimmste vorbei sei.
„Richtlinien zum Leben mit dem Virus“
Unterdessen wurde bekannt, dass man im Gesundheitsministerium damit begonnen hat, für die Zeit nach der Pandemie zu planen. Laut Informationen der „Ärzte Zeitung“ sollen in den kommenden Wochen und Monaten im Ministerium „Richtlinien zum Leben mit dem Virus“ erarbeitet werden. Diese Richtlinien sollen sowohl den Kliniken und Arztpraxen des staatlichen Gesundheitsdienstes als auch Patienten als Leitfaden dienen.
„Wir müssen lernen, mit diesem Virus zu leben, genau wie wir gelernt haben, mit Grippeviren zu leben“, so Gesundheitsminister Sajid Javid in London. Susan Hopkins von der Aufsichtsbehörde UK Health Security Agency sagte dagegen der Tageszeitung „Times“, sie könne zum derzeitigen Zeitpunkt einer Aufhebung von Quarantänebestimmungen „nicht zustimmen“.