Zwischen 6 und 23 Uhr
Bündnis fordert TV-Werbeverbot für Ungesundes
Kinder werden täglich mit Werbung für Ungesundes konfrontiert. Ein Bündnis aus Verbraucherschützern, Fachgesellschaften und Gesundheitsorganisationen will das einschränken – per Werbeverbot.
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Kinder sehen und hören täglich 15 Werbespots oder -anzeigen für ungesunde Lebensmittel, so ein Team der Universität Hamburg.
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Berlin. Zwischen 6 und 23 Uhr keine Werbung mehr für ungesunde Lebensmittel – und zwar in TV, Streaming und Radio. Das fordern nun AOK-Bundesverband, der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und das Wissenschaftsbündnis Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK).
In ihrem am Mittwoch vorgelegten Vorschlag für ein Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel gehen sie aber noch weiter. Werbung für Ungesundes durch Influencer sollte komplett untersagt werden. Außerdem sollten entsprechende Werbeplakate im Umkreis von 100 Metern von Kitas, Schulen und Spielplätzen verboten werden.
Beschränkungen müssen für alle Kanäle gelten
„Die Werbebeschränkungen müssen für alle Kanäle und Werbeformen gelten. Ansonsten würde die Lebensmittelwirtschaft ihre Werbung auf die Schlupflöcher verlagern“, sagte Jutta Gurkmann, Leiterin des Geschäftsbereichs Verbraucherpolitik beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbz). Ein mediennutzendes Kind werde täglich mit 15 Werbespots und -anzeigen für ungesunde Lebensmittel konfrontiert, so die Ergebnisse einer Studie der Universität Hamburg, die vom AOK-Bundesverband und DANK in Auftrag gegeben wurde.
Mit dem Vorschlag reagieren AOK, vzbv und DANK auf die Pläne der Ampel-Koalition, an Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt zu verbieten, denn Deutschland habe ein massives Adipositas-Problem: Etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Land seien übergewichtig – die Corona-Pandemie verstärke den Trend. „Wir beobachten einen deutlichen Anstieg des Körpergewichts bei Kindern“, schildert Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Studienergebnisse aus Hannover und Leipzig unterstreichen seine Aussage.
Ärzte wünschen sich stärkeres Eingreifen der Ampel
Schon seit Jahren fordern Ärzte einen stringenteren Umgang der Politik mit Diabetes und Adipositas. Zuletzt stieß das Fehlen der Zuckersteuer im Ampel-Koalitionsvertrag auf Unverständnis bei Ärzten. Die diabetesDE – Deutsche Diabetes Hilfe sprach damals von einer „gelben Färbung der Ampel“.
Die Grünen und Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) sprachen sich zuvor für die Besteuerung aus. FDP-Politiker Professor Andrew Ullmann setzte sich indes für die Stärkung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung ein. Und Johannes Wagner, Kinderarzt und Grünen-Bundestagsabgeordneter, verwies auf die Weiterentwicklung des Präventionsgesetzes, die die Ampel anpeile. (schu)