KKH

Chronisch Kranke profitieren vom Gesundheitscoach

Telefonische Gesundheitsberater nützen chronisch Kranken und schaden häufig finanziell der Kasse. Das zeigt eine aktuelle Analyse.

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BERLIN. Die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) hat ein positives Fazit ihres Gesundheitscoachings gezogen. Bei Patienten mit chronischen Erkrankungen habe das telefonische Gesundheitscoaching dazu beigetragen, die Lebensqualität der Teilnehmer zu erhöhen, teilweise habe die Kasse Kosten sparen können.

Das geht aus einer Evaluation von Professor Martin Härter vom Institut für Medizinische Psychologie des Uniklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) hervor, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt worden ist. Dabei handelt es sich um eine randomisiert-kontrollierte prospektive Interventionsstudie.

Begleitet wurden im Rahmen der Studie über 3000 KKH-Versicherte, die an chronischen Krankheiten wie Diabetes, Herzinsuffizienz oder an Depressionen leiden. Jedem Teilnehmer wurde ein fester Coach zugeordnet, dabei handelt es sich nach KKH-Angaben in der Regel um "erfahrene Pflegekräfte mit hoher Kommunikationskompetenz".

Sie unterstützen dabei den ärztlich festgelegten Behandlungsplan und geben Hinweise zu einem gesundheitsbewussten Lebensstil, heißt es.

Untersucht wurden einerseits Routinedaten wie stationäre Krankenhaustage oder die AU-Tage. Andererseits wurden von den Patienten berichtete Zielgrößen zur Lebensqualität, zum psychischen Befinden oder zu Risikofaktoren (Alkoholkonsum, Rauchen) erfragt.

Informierte Patienten, die eine aktive Rolle bei Behandlungsentscheidungen und im Umgang mit ihrer Erkrankung spielen, seien "ein wesentlicher Erfolgsfaktor einer besseren Gesundheitsversorgung chronisch Kranker", sagte der Leiter des Evaluationsteams Professor Martin Härter vom UKE.

Die teilnehmenden Patienten stellten ihren telefonischen Betreuern ein gutes Zeugnis aus. Insgesamt 82 Prozent von ihnen sagten "ja" und "eher ja" auf die Frage, ob sie die Gesundheitsberatung weiterempfehlen würden. 88 Prozent äußerten, sie würden die Gesundheitsberatung weiter nutzen.

Fast 95 Prozent der Patienten bezeichneten die Informationen durch den Gesundheitsberater als "sehr verständlich".Als "drastisch" bezeichnet die KKH die Effekte des Coachings im Falle herzkranker Teilnehmer. Innerhalb von zwei Jahren habe ihre Mortalität im Vergleich zur Kontrollgruppe, die nicht telefonisch unterstützt wurde, halbiert werden können.

Bei einzelnen Patientengruppen, insbesondere denen mit Herzinsuffizienz, hätten die Behandlungskosten um rund 6900 Euro pro Jahr und Teilnehmer reduziert werden können. Das Gros der Reduktion entstand dabei durch geringere Krankenhauskosten.

Das sah beispielsweise bei Diabetikern ganz anders aus: Kann ein Patient durch gesundheitsbewussteren Lebensstil auf Insulin verzichten, so sinken die Zuweisungen durch den Morbi-RSA an die Kasse stark.

KKH-Vorstand Ingo Kailuweit sprach von einem "ökonomischen Desaster": "Patient gut eingestellt, Kasse finanziell geschädigt." Er forderte eine grundlegende Reform des Finanzausgleichs der Kassen.

"Wir müssen zu Anreizstrukturen zurückfinden, die Kassen belohnen, wenn sie die Gesundheit ihrer Versicherten fördern", sagte Kailuweit. (fst)

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