Omikron-Welle

Corona-Expertenrat fordert E-Patientenakte mit Opt-out-Funktion – „mit höchster Priorität“

Da sich Omikron immer stärker ausbreitet, sind bald weitere Schritte in der Corona-Bekämpfung nötig, warnt der Expertenrat – und empfiehlt der Regierung, sich darauf vorzubereiten. Zudem fordert das Gremium, dass die elektronische Patientenakte zügiger umgesetzt wird.

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Abstand halten, Kontakte reduzieren und Booster-Impfungen ausweiten: Mit diesen Maßnahmen wird derzeit versucht, die weitere Omikron-Ausbreitung aufzuhalten.

Alltag im deutschen Gesundheitswesen: Zettelwirtschaft. Für den Corona-Expertenrat ein Problem im Pandemiemanagement.

© Kirchner-Media / Wedel / picture alliance

Berlin. Die Bundesregierung sollte jetzt weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie vorbereiten. Diese Empfehlung gab der Corona-Expertenrat in zwei Stellungnahmen am Samstag ab.

Angesichts der sich immer stärker ausbreitenden Omikron-Variante könnten nach Einschätzung des Gremiums bald weitere Schritte im Kampf gegen SARS-CoV-2 vonnöten sein – etwa wenn eine zu hohe Hospitalisierungsrate erreicht wird. „Diese sollten daher jetzt so vorbereitet werden, dass sie ohne Verzögerung umgesetzt werden können“, heißt es in der Stellungnahme.

Um die Dynamik der aktuellen Welle zu bremsen und das Gesundheitssystem und die kritische Infrastruktur (KRITIS) zu schützen, seien sowohl Kontaktbeschränkungen als auch Booster-Impfungen notwendig. Auf eine Intensivierung der Booster-Kampagne sei daher Wert zu legen, empfehlen die 19 Ratsmitglieder einstimmig.

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Expertenrat kritisiert Umgang mit Corona-Daten

In einer weiteren Stellungnahme von Samstag stellt das Gremium Deutschland kein gutes Zeugnis aus, was den Umgang mit den in der Pandemie gewonnenen Versorgungsdaten anbelangt. Auch zwei Jahre nach Pandemie-Beginn bestehe „weiterhin kein Zugang zu einigen wichtigen, aktuellen Versorgungsdaten“, kritisiert der Expertenrat.

Diese Informationen seien aber essenziell für ein effektives Pandemie-Management und als Grundlage für politische Entscheidungen. Wie gut das klappen könne, zeigten die Beispiele Dänemark und Israel.

„Deutschland benötigt eine umfassende Digitalisierung des Gesundheitswesens mit Ausleitung, Auswertung und Veröffentlichung von anonymisierten Gesundheitsdaten in Echtzeit“, empfehlen die 19 Mitglieder – und betonen: „Die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) sollte mit höchster Priorität umgesetzt werden.“

Echtzeit-Übersicht gefordert

Eine weitere Verzögerung der 2003 beschlossenen und gesetzlich verankerten ePA sei nicht mehr mit einem modernen Gesundheitswesen und Pandemie-Management vereinbar, heißt es dazu klar in der Stellungnahme. Vor knapp einem Jahr hatte bereits der Sachverständigenrat Gesundheit (SVR) eine zügige Umsetzung einer ePA angemahnt. Unter anderem hatte der SVR eine Opt-out-Lösung für die ePA gefordert: Jeder Bürger erhält danach automatisch eine ePA, solange er nicht widerspricht.

Der Corona-Expertenrat schlägt außerdem vor, dass Krankenhäuser dazu verpflichtet werden, täglich neben den freien und belegten Betten alle Aufnahmen oder nosokomialen Infektionen mit SARS-CoV-2 innerhalb der letzten 24 Stunden unter Angabe der Alterskategorie zu melden. Der Expertenrat bekräftigt: „Eine Echtzeitübersicht über alle verfügbaren Krankenhausbetten mit aktueller Belegung auch außerhalb der Intensivmedizin wird dringend benötigt.“ (ths)

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Kommentare
Harald Schneider 24.01.202217:42 Uhr

Ich sehe das anders: Ich fordere eine vernünftige und vor allem praxistaugliche ePA, bevor hier irgendein Produkt zwangsweise den Patienten und ihren Behandlern (Ärzte, Pflege, MFAs, etc.) übergestülpt wird, dessen Nutzbarkeit exakt Null ist und dessen Risiken in der Anwendung das Gesundheitssystem zum Kollaps bringen kann und immense Anschaffungs- und Folgekosten nach sich zieht.

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